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Zur Geschichte der Schrift und des Schriftthums.
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Seitdem Japan (18S3) durch die Nordamerikaner genöthigt wurde, aus seiner Isolirung herauszutreten, haben die Japanesen sich mit europäischen Schriften in bedeutendem Umfange vertraut gemacht. 1869 wurde von dem Engländer Bailey die erste jopanesische ZeitungAller Länder Neuigkeitspapier" in Yokohama gegründet, und Wuttke's Ausspruch:daß, ehe ein Jahrhundert abläuft, Japan innerhalb der allgemeinen Geistesbewegung stehen werde", er­scheint bei dem fieberhaften Dränge der Japaner nach europäischer Bildung nicht unbegründet.

Gerade hierin zeigt sich der mächtige Einfluß des Schriftthums am deut­lichsten ; er durchbricht die starre Abgeschlossenheit der asiatischen, seit Jahr­hunderten stereotyp gebliebenen Bildung; mit der Zunahme und Verbreitung europäischen Schriftthums zieht auch in jene Länder der Hauch einer höheren Kultur ein, und mit den alten unvollkommenen Schriftbildern werden allmählig auch die Hindernisse weggeräumt, denen der intellectuelle Fortschritt der chine­sischen Völkergruppe bisher unterlag. Und das Schriftthum ist es, dem die Menschheit in erster Reihe die Gemeinsamkeit der Kulturbestrebungen verdankt.

G. Tybusch.

Deutsch-Zlranzösische Wechselwirkungen von 1815 bis heute.*)

Wir Deutschen besitzen unter einer ansehnlichen Reihe origineller Eigen­schaften auch eine, die unsere Nachbarn, überhaupt alle andern Völker der Welt, sie mögen zur kaukasischen, mongolischen, malahischen oder irgend welcher an­deren Nasse gehören, am allerwenigsten begreifen: Wir fürchten uns vor nichts so sehr, wie vor einem etwaigen Uebermaß in der Anerkennung unse­rer Tugenden und Vorzüge. Nicht als ob wir uns nicht gerne loben hörten: bei allen unsern Seltsamkeiten und Schrullen sind wir denn doch Menschen genug, um es uns nicht bloß gefallen, sondern recht wohl thun zu lassen. Nur muß der, der uns lobt, ein Fremder sein. Das Sprichwort, welches dem Eigenlob die fatalste Eigenschaft nachsagt, die sich kaum in anständiger Ge­sellschaft deutlich bezeichnen läßt, ist zwar nicht auf die deutsche Sprache allein beschränkt, sondern universell oder kosmoplitisch wie die meisten seiner Ge-

Ueber die französische Geistesbcwegung im neunzehnten Jahrhundert von Fr- Kreyß'g- Berlin. Nikolai'schc Verlagsh. 1873.