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Der gesammte Kostenaufwand an Farben beläuft sich nach Angabe Dürer's auf 24 Gulden für eine Tafel, die mit 200 Gulden bezahlt wurde, also auf ein Achtel des gesammten Werthes. Wenn nun auch nicht anzunehmen, daß für alle Werke der Malerei ein solcher Aufwand, besonders des theuren Ul- tramarins gemacht wurde, so ist doch das Material im Verhältniß erheblich werthvoller als heutzutage, wo ein paar Thaler Farbe zu Bildern, die nach Hunderten bezahlt werden, nicht in Betracht kommen.
Was den Hülfsapparat und ihren Preis betrifft, so bezahlt Dürer, dessen Angaben in seinem Niederländer Tagebuch von um so höherem Werthe sind, als sie fast die einzigen sind, die wir besitzen, für die Tafeln, deren er zu Portraits bedürfte, 6 Stüber*) für Pinsel (man hatte deren von Eichhörnchenhaar in Federspulen gefaßt, und von Schweinsborsten, auch von denen des wilden Meerschweins — letztere sind hier gemeint) je nach der Größe ^/z oder 1 Stüber, welches, wenn wir den Werth des Guldens vierfach größer annehmen als den des heutigen, 3 bis 6 Groschen auf das Stück betragen würde. Der Rahmen des Frankfurter Altarbildes kostete 6 Gulden.
Daß Farben und Pinsel, Skizzen- und Goldbuch, vor allem das Lederbeutelchen mit Ultramarin in einer kleinen Truhe aufbewahrt wurden, sagten wir bereits. Es möge hier auch der elegante Malapparat einer fürstlichen Dilettantin, nämlich der Frau Margaret!) a, Tochter Maxmilians, einer gelehrten kunstgewandten Dame erwähnt werden. Dieser wird (I,. Igdoi'äö, Invcmtuire 22. Ar. 106) beschrieben: Hu g^iuet livre, eouvert, clö Velours violet, ü, üeux termillizts (Schließhacken) emx armes cle Nu,äc>,mL !>. trois ese^illos uue petite doite ä'arAent et V pineöimx, gg,rui2 ä'-rrgent äeclg.ns leäit livre. I.e tout servuut pour 1<z Msso temxs äe NuÜAwv Z. Mmdre.
Wir sind bei sovielen Vorbereitungen noch immer nicht bis zum eigentlichen Malen gekommen. Es wird Zeit damit zu beginnen. Erinnern wir uns jenes grundirten und vergoldeten Marienbildes, von dem wir oben sprachen und stellen wir uns vor, daß wir dasselbe in Tempera auszuführen hätten.
Hierzu ist zunächst nöthig, die betreffenden Farben mit Wasser aufzureiben und mit dem Bindemittel anzumischen. Wir bedienen uns einer Platte von Porphyr — Serpentin und Marmor, welche auch angewendet werden, sind zu weich und darum nur bedingungsweise zu brauchen. Der Läufer hat die Gestalt eines oben und unten abgerundeten Napfes; statt der Spachtel bedient man sich eines dünnen Hvlzspahnes. Die mit Wasser angeriebene Farbe
") Auf einen Gulden, von denen freilich auch gute und schlechte unterschieden wurden, kamen nach norddeutscher und Niederländischer Münze 10 gute oder 24 schlechte Slübcr.