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umspannt und mit den unaufhörlich zuckenden Wetterstrahlen seines Witzes durchleuchtet. Anders bet Platen- Sein Verdienst besteht darin, vorhandene Stücke mit aller Kunst und in der besten Absicht parodirt zu haben; darum sind seine Komödien eher Copien als Originale, auf keinen Fall aber Pro- ducte jenes Genies, das unerschöpflich ist in der Erfindung, und allen seinen Gebilden. Launen und Einfällen die schöne Empfehlung unverwüstlichen Nei. zes und ewiger Jugend mit auf den Weg gibt. Das schließt natürlich nicht aus, daß nicht auch Platen einige phantasiereiche Gemälde entwerfen konnte; wir rechnen dazu die Schilderung des Schlaraffenlandes, des Vorgebirges der guten Hoffnung, der Schrecken der Nacht u. a. m., allein es hält das doch alles mit den Aristophanischen Wunderbauten keinen Vergleich aus. Dasselbe läßt sich vom Witze sagen. Freilich spielt derselbe auch bei Platen eine Rolle, wer wollte das leugnen, aber er ist lange nicht so geistreich wie der des Aristophanes, nicht so scharf und pointirt, ja bisweilen sogar fade und abgeschmackt.
Was aber den deutschen Komiker noch viel deutlicher vom griechischen unterscheidet und ihn tief unter denselben stellt, das ist sein Mangel an Humor. Platen ist immer bitter in Satire, Spott und Witz, es fehlt ihm das läuternde und verklärende Bewußtsein, daß es besser werden wird. Bei Aristophanes haben wir den Hinweis auf die glorreiche Vergangenheit und die lebendige Hoffnung auf ihre baldige Wiederkehr, bei Platen nicht; unserer großen Dichter thut er nur hier und da einmal, und auch dann nur im Vorübergehen und ohne sich ihrer als eines unverlierbaren Schatzes zu getrösten. Erwähnung. Aristophanes steht über dem Kampfe, den er kämpft, und hat gleichsam den Sieg immer in Händen; sein Gemüth ist heiter, sein Geist frisch, er spielt mit seinen Opfern und sprudelt Uebermuth und Laune; wenn irgend einer, so ist er von Schmerz über die Verdorbenheit der Zeitgenossen und den Untergang der Poesie erfüllt, und doch schwellt Siegeszuversicht seine Seele, er hat das stolze Bewußtsein, daß seine Rettungsversuche von Erfolg gekrönt sind, und daß, wir beschränken uns auf die Poesie, der große Aeschylus bald wieder und äschyleischer Geist im Reiche der Dichtung das Scepter führen wird. Darum kann er unter Thränen lachen und wieder weinen bei fröhlichem Antlitz. Bon einem solchen Siegesbewußtsein ist Platen nicht geho- den und getragen; er bietet das Bild eines ernsten Streiters, und gleicht eher dem Mars als dem Liebling der Grazien, denn er kämpft wie ein Verzweifelter für die Sache der Poesie, oder, wie wir richtiger sagen müssen, für seinen persönlichen Ruhm und seine eigene Ehre.
In den Parabasen ihrer Komödien pflegten die attischen Dichter sich über alles auszusprechen, was ihnen am Herzen lag, sie setzten ihr Verhältniß zum Publikum auseinander, beschwerten sich, rechfertigten sich, lobten und tadelten