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den Verhastsbefehle erlassen gegen Brighcnn Uoung und seinen Sohn Joseph, ebenfalls wegen Anstiftung von Mordthaten. Diese Maßregeln sollen sämmtlich auf die Aussagen eines gewissen Bill Hickman verfügt worden sein, der früher zu den Daniten oder Würgengeln der Mormonenbehörden gehört hat. Hunderte von Leuten, vorzüglich Mormonen, besuchten heute Camp Douglas, um Wells und die andern Gefangenen zu sehen, und General Morrow gestattete ihnen unbehinderten Zutritt zu ihren Freunden. Die Gefangenen sind in einem bequemen, gut möblirten Häuschen untergebracht und scheinen in heiterer Stimmung zu sein. Vor der Thür geht eine Schildwache aus und ab.
Der Aelteste Georg Cannon traf diesen Morgen von San Francisco ein und predigte Nachmittags im großen Tabernakel vor einer Zuhörerschaft von wenigstens 10,000 Köpfen. Er rieth seinen Leuten von jeder Gewaltthat ab und hieß sie dem Gesetz gehorchen. Gott werde sie schon beschützen und von ihren Verfolgern befreien. Der Kreuzzug gegen sie könne ihre Stärke und ihren Ruhm nur erhöhen. Ihre Kirche müsse zuletzt doch den Sieg behalten. Sie wäre nicht umzustürzen. Ihr Glaube wäre die Offenbarung des göttlichen Geistes und würde ewig dauern. Der Aelteste Pratt war nicht so zahm. Er hätte, wie er sagte, durchaus keine Lust, zu hören, daß so ein winselnder Richter zu ihm wie zu Bruder Hawkins sage: „Ich bedauere Sie" Er brauche kein Mitleid von diesen Bundesbeamten. Er wäre bereit, auf zwanzig Jahre in's Gefängniß zu gehen, wolle aber keine Gnade aus solch einer Quelle. Zuletzt weissagte er. daß Gott die gegenwärtigen Verfolger des Mormonenvolkes stürzen und vernichten werde.
Brigham Uoung ist seit mehreren Tagen verschwunden. Sein Sohn Joseph, der mit ihm unsichtbar geworden war, soll heute zurückgekehrt sein- Man hat ihn aber noch nicht verhaftet."
30. Oetober. Heute früh hat das Bezirksgericht der Vereinigten Staaten dem Antrag statt gegeben, den Bürgermeister Wells gegen Bürgschaft auf freien Fuß zu setzen. Motivirt wurde der Beschluß damit, daß Camp Douglas, wo die Gefangenen sich befinden, mehrere Minuten von der Stadt entfernt und Wells dadurch verhindert sei. seine Obliegenheiten als Mayor zn erfüllen und für Ordnung und Ruhe in der Stadt Sorge zu tragen, für die er doch als Vorstand der Polizei in derselben verantwortlich zu machen. Als Bürgschaft wurden 50,000 Dollars verlangt, für welche von H. S. Eldridge von der Bank von Deseret und von William Jennings von der Zionscoove- rativ - Institution Sicherheit gegeben wurde. Morgen kommt die Klage der Frau Clayton gegen ihren in Polygamie lebenden Ehemann zur Verhandlung. Dieselbe geht auf Scheidung und Alimentation. Clayton ist der Auditor des Territoriums, die Klägerin seine neunte Frau.