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der sich's zur Aufgabe gestellt hat, die Polygamie mit allen Mitteln zu fördern, daß Dichterinnen sie preisen, Mütter sie ihren Töchtern als gottgefällig rühmen, daß ältere Frauen sich glücklich schätzen, wenn sie dem Harem ihres Gemahls eine neue Hagar oder Bilha zuführen können. Die Nichtmormonen müssen zugeben, daß Einiges hiervon richtig ist. und daß es namentlich überspannte Frauen in Utah gibt, welche, wie Belinda Pratt, die in einem gedruckten und viel verbreiteten Briefe die Vielweiberei mit feurigen Worten empfahl, in Wort und Schrift für das System der „Pluralirät" aufgetreten sind. Die Adresse der dritthalbtausend Frauen, welche jetzt von dem Congreß Aufrechthaltung des Instituts erbat, mag ebenfalls als Beweis für die Zufriedenheit der Mormoninnen mit dem letzteren gebucht werden, obwohl es sich fragt, wie viele Unterschriften von der eheherrlichen Gewalt oder der Furcht vor der Präsidentschaft oder von dem Gedanken an die unsichere Zukunft, in welche die Betreffenden als zweite, dritte oder vierte Weiber durch Auslösung des bisherigen Verhältnisfes hinausgestoßen werden würden, dictirt und wie viele von Ueberzeugungswegen erfolgt sind. Im Allgemeinen aber ist die Polygamie nach allen Berichterstattern, von Gumirson und Schiel an bis auf Dixon bei den weiblichen Heiligen nicht beliebt, und viele Mädchen heirathen lieber gar nicht, als daß sie einen alten Oberpriester oder Aeltesten, der seinen Harem mit ihnen zu vervollständigen wünscht, oder einen jungen Mann nähmen, der ihnen nicht versprechen will, sich auf sein erstes Ehegelübde zu beschränken.
Die Vertheidiger der Vielweiberei sagen ferner, dieselbe habe auf die Frauen einen vortrefflichen Einfluß geübt. Dieselben seien „im Thale" weit häuslicher, weiblicher und mütterlicher geworden, als sie draußen „unter den Heiden" gewesen. Auch davon möchte Einiges begründet sein, nur wird es durch die üblen Wirkungen der Hühnerehe, durch welche das Weib zur nun eben zur Henne wird, bei Weitem überwogen. Die „Pluralirät" versetzt sie aus dem Wohnzimmer in die Küche und die Kinderstube. Die verhei- rathete Frau ist, von den älteren Damen abgesehen, in der Salzsee-Stadt durch die Eifersucht und das Mißtrauen des Mannes fast ganz von der Gesellschaft ausgeschlossen. Es ist fast wie unter den Türken, wo es für unschicklich gilt, einen Freund nach dem Befinden seiner Gemahlin zu fragen- Die Männer sehen einander selten im Hause und dann fast nie in Gesellschaft ihrer Frauen. So fehlt es für die letzteren an Anregung, und dadurch haben viele die Fähigkeit eingebüßt, selbst an einem so leichten Gespräche, wie es den Mittagstisch und das Empfangszimmer belebt, Theil zu nehmen.
„In vielen Häusern", so erzählt Diron, „liefen die Frauen unserer Wirthe mit ihren Säuglingen in den Stuben umher, holten Champagner, entkorkten die Flaschen, brachten Kuchen und Früchte, zündeten Fidibusse an, eisten das