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hohes Interesse. Das merkwürdige Verhalten Oestreichs und Preußens zu einander steht hier im Mittelpunkt: dort Joseph und Kaunitz, hier Friedrich Wilhelm und Hertzberg, welch interessante Parallele ist in diesen Namen enthalten! Eine gewisse Ähnlichkeit in den Beziehungen zwischen Souverain und Minister drängt sich uns auf hüben und drüben. Und die beiden Staatsminister sind es, welche das Princip der Machtstellung ihres Staates sicherer erfaßt haben, als die Fürsten selbst: von dem Gegensatz preußischer und östreichischer Interessen ist ihre ganze Politik erfüllt, während doch die Fürsten Gelegenheit zu persönlicher Annäherung suchen und sogar von einem intimen Verständniß zu reden beginnen. Diesen Velleitäten Joseph's begegnete Kaunitz mit schneidender Kritik in einer vollkommen freimüthigen Auseinandersetzung: er hielt geradezu für unmöglich, daß Oestreich und Preußen jemals Vertrauen zu einander fassen sollten; ihre Interessen seien einander diametral entgegengesetzt: das einzig Gemeinschaftliche zwischen ihnen liege in dem Streben eines jeden, den anderen so weit herabzudrücken, daß ihm derselbe nicht mehr gefährlich werde. Und auf preußischer Seite gab Hertzberg ganz ähnlichen Erwägungen Ausdruck, indem er von einem Anschluß an Oestreich abrieth und vielmehr ein gutes Einvernehmen mit Rußland befürwortete. Und diese politischen Gesichtspunkte der erfahrenen Minister haben denn auch, wenigstens noch eine Weile, das Verhalten ihrer Fürsten bestimmt.
Gelegenheit sich zu erproben hatte Preußen in den holländischen Verwicklungen 1787. Es ist ein ganz unbestreitbares Verdienst Ranke's, daß er die Intervention Friedrich Wilhelm's in Holland zuerst unter die richtigen Gesichtspunkte gebracht hat: die eigentliche Bedeutung der militärisch-diplomatischen Action ist zuerst von ihm erkannt und der politische Zusammenhang zuerst hier aufgezeigt worden.
Die deutsche Politik, welche mit der Stiftung des Fürstenbundes inaugu- rirt war, entsprach durchaus den persönlichen Ansichten des neuen Königes. Schon als Prinz hatte er sich dafür interessirt und Verbindungen in dieser Richtung ohne Vorwissen Friedrichs, aber im Einverständniß mit Hertzberg an verschiedenen Höfen angeknüpft. Als König hielt er daran fest. Und der Herzog Karl August von Weimar, hierin des Königs Gesinnungsgenosse und Vertrauter, regte nun damals weitere Plane an, die man vermittelst des Fürstenbundes in's Werk setzen wollte. Man machte sich damals wirklich daran zu versuchen, „in wie fern eine enger zusammenschließende Gestaltung von Deutschland mit den bestehenden Formen der Reichsverfassung sich würde vereinigen lassen oder nicht."
Es war nicht möglich, solche Absichten zu verwirklichen. „Aber, wie Ranke sehr treffend bemerkt: Von dem, was vorgeht, ist nicht immer das Wichtigste, was dabei zu Stande kommt. Die Entwürfe, mit denen man sich damals