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corps; er gewann die Zusage seiner neuen Alliirten für seine Zwecke; er legte durch die Eheverabredungen mit den beiden Dynastien damals den Grundstein zu seiner europäischen Bedeutung. Und doch war er vorsichtig und maßvoll, nicht zu weit für die bretagnische Frage sich bloßzustellen. Nur gering war die militärische Hülse der Spanier: daß gleichzeitig der Entscheidungskrieg in Granada gekämpft wurde, entschuldigte seine geringeren Leistungen in Nordfrankreich. Für unsere Betrachtung fällt noch mehr in's Gewicht, daß auch während des Krieges er immer die Mittel und Wege fand, bei König Karl seine Forderung geltend zu machen, für deren Erfüllung er vom Kriege zu-' rücktreten würde. So fügte sich alles nach Ferdinand's Wünschen. Die Bretagne mußte dem französischen Könige bleiben; König Heinrich von England wurde abgefunden, auch der Habsburgische Mar beruhigt — und auf Grund der Abtretung von Roussillvn und Cerdana wurde eine nähere Verständigung zwischen Ferdinand und Karl eingeleitet.
Zur persönlichen Begegnung mit König Karl VIII. kamen im Herbste 1492 Ferdinand und Jsabella an die pyrenäische Grenze, vom Ruhme eines herrlichen Sieges umstrahlt, durch das Gefühl großer Leistungen sichtlich erhoben. Die Arbeit, an der sich mehr als sieben Jahrhunderte abgemüht hatten, war endlich von ihnen vollendet: Granada war gefallen und der Islam definitiv von der Halbinsel gebannt. Der Glanz der Gottesstreiter, der siegreichen Erlöser Spaniens von schwerer Plage, ruhte auf dem katholischen Königspaare. Unendlichen Jubel rief die unter ihren Auspicicn eben damals geschehene Entdeckung eines fernen Welttheils hervor: die Aussicht in eine an Ehren und Gewinnen reiche Zukunft war dem strebsamen Spanier gerade damals eröffnet. Und nun erlangten diese doppelt erfolgreichen und glücklichen Fürsten auch noch ein Drittes: die Pyrenäengränze gegen Frankreich wurde auf's neue gesichert. Der geographischen Abrundung des Staates war man also an zwei Stellen näher gekommen; und in den europäischen Angelegenheiten hatte man schon eine Achtung gebietende Haltung sich erkämpft.
Man wird die Frage aufwerfen müssen, weszhalb Karl VIII. jene Abtretung bewilligt habe. Und die Antwort kann keine andere sein, als daß er für seine großen Absichten in Italien damit Spaniens Neutralität zu kaufen gedachte. Karl glaubte durch den Vertrag von Barcellona für die nächste Zeit Ferdinand gebunden zu haben: das war sein Motiv bei dem Abschlüsse — eine Illusion seiner unbedachten und waghalsigen Phantasie! —
In den dem Vertragsabschlüsse vorhergehenden diplomatischen Verhandlungen hatte Karl seine Absicht durchblicken lassen, von den europäischen Allianzen Ferdinand in Zukunft fern zu halten: er hatte die Verheirathung ^on Ferdinand's Kindern an seinen Consens knüpfen wollen, vornehmlich in