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Julius Fröbel. II.
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sonderen Sphäre die übrigen als Mittel folgen. Dies schließt nicht aus, daß alle diese besonderen Begriffe wiederum unter eine höchste Einheit fallen.

Es wird seinen großen Vortheil haben, wenn man aus dem Gedanken der Wirthschaft die Gesammtheit der menschlichen Thätigkeit ableitet: wenn man beispielsweise zeigt, wie die wirthschastlichen Motive zerstört werden, wie mithin die Wirthschaft selbst zusammenfällt, wenn es nicht Werthe gibt, die wirtschaftlich nicht meßbar sind, weil sie keine unmittelbare wirthschaftliche Function ausüben, die also, um den Widerspruch in ein Wortspiel zu kleiden, nur dadurch wirthschaftliche Mittel sind, weil ohne sie die Wirthschaft keinen Zweck hat. Der neue Gedanke, den Fröbel in der vorliegenden Arbeit ein­leuchtend machen will, ist näher der von der wirthschaftlichen Bedeutung der unendlichen, bisher als unwirtschaftlich betrachteten Werthe. Ein gewisses Bedenken gegen die Darstellung dürfen wir aber nicht zurückhalten.

Die Darstellung kann synthetisch oder analytisch zu Werke gehen. Wird synthetisch verfahren, so darf dieß in einer Wirthschaftslehre nur so geschehen, daß die betreffenden Kapitel als Lehrsätze aus der Ethik bezeichnet und alle Voraussetzungen der Letzteren aufgenommen werden, namentlich auch die Voraussetzung, daß die sittliche Idee sich in gegensätzlichen Perioden entwickelt. Didaktisch überzeugender ist vielleicht der analytische Weg. Auf diesem muß untersucht werden, wie weit das Bedürfniß nach individuellem Genuß und die individuelle Freude an dem Erwerb, sei es am Besitz oder an der Er­werbsthätigkeit, ausreichende Triebfedern der menschheitlichen Wirthschaft sind. So wird sich zeigen, daß die idealen Güter und Ziele in den Gesichtskreis der Wirthschaft treten, indem sie die Motive der Letzteren vervollständigen und sicherstellen.

Fröbel verfährt synthetisch, indem er einen Begriff der menschlichen Ge­sammtanlage gibt, aus welchem sowohl die endlichen wie die unendlichen Motive folgen. Wollte man die menschliche Gesammtanlage anders zeichnen, so würde der Widerspruch gegen die Wirklichkeit Jedermann in die Augen fallen. Allein nichts desto weniger ist wahr, daß die menschlichen Motive in den verschiedenen Culturperioden in sehr verschiedenem Verhältniß wirken, daß die idealen Motive zwar niemals gänzlich unwirksam sind, aber doch mißkannt werden, und nur in Folge eines für das herrschende Bewußtsein unerklärten Widerspruchs sich geltend machen. Fröbel weist den Vorwurf des Militarismus als einen in sich selbst zerfallenden zurück, weil es ohne nutz­bringende Werthe auch keine idealen geben könne. Hierbei ist doch zweierlei übersehen. Einmal bedeutet der Vorwurf des Militarismus nicht die Schätzung des Nützlichen, sondern die Ueberschätzung desselben. Die Geringschätzung des Nützlichen war der hellenischen Welt, die periodische und locale Überschätzung