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konnte z. B. nüt der Neuen Preußischen Zeitung, welche bekanntlich von der Post vielfach für Landbewohner debitirt wird, Zeichnungen von landwirth- schaftlichen Maschinen nicht versenden. Künftig, von einem noch zu bestimmenden Termine ab, wird dies gestattet sein. Die Versendung solcher Zeitungsbeilagen soll auf Antrag des Verlegers stattfinden. Letzterer würde sie der Aufgabe-Postanstalt vorzulegen haben, welche die Beilagen für eine sehr mäßige Gebühr (etwa 1 Pfennig) zu stempeln und sie alsdann dem Verleger zurückzugeben hat. Dieser erlangt dadurch das Recht, solche gestempelte Beilagen innerhalb eines bestimmten Zeitraums mit einer beliebigen, für seine Zwecke geeigneten Zeitung durch die Post debitiren zu lassen. Unzweifelhaft wird eine derartige Einrichtung der weiten Verbreitung v on Preß erzeugnissen in hohem Grade förderlich sein. 1.
Deutschland und Aeßreich»
Aus Preußen, 1. October.— Die auswärtige Politik eines Reiches hat sich nach Interessen und nicht nach Sympathien und Gefühlen zu richten —- diesen Satz bekennen heute wohl alle deutschen Politiker als richtig. Und dennoch, die alte in unserem politischen Leben so gut wie eingewurzelte Gewohnheit des Denkens und Redens erhält in jedem einzelnen Falle auch heute noch die Oberhand über jene Maxime, die wir alle mit dem Munde bekennen. Der geniale Leiter der deutschen Politik ist allerdings frei von Gefühlsimpulsen in feiner diplomatischen Action — die öffentliche Meinung aber, so weit sie sich in unserer Presse spiegelt, steht heute noch auf dem Boden, den sie in dem 4. und 5. und K. Jahrzehnt unseres Jahrhunderts erreicht- sie hat von dem großen Zuge, der unser auswärtiges Amt beseelt, bisher noch wenig gelernt.
Wie beschämend und wie betrübend dieser Sachverhalt auch fein mag, deutlich liegt er vor in den Erörterungen unserer Zeitungen über Oestreich. Alles fließt über von Betheuerungen und Versicherungen unserer Sympathien für unsere „deutschen Brüder" in Oestreich. Dem Ministerium Hohenwart wird freigebig unsere Verachtung und Abneigung votirt. Von einem Gegensatz der deutschfreundlichen Haltung , zu der Graf Beust sich entschlossen, und der deutschfeindlichen Politik, welche Graf Hohenwart verfolge, wird geredet und unheilvolle Prophezeiungen an diese Mahnung geknüpft. Wir verstehen sehr wohl, wie ein Gefühlsmensch solche Anschauungen loslassen kann. Wir verstehen aber nicht, wie man solche Ergüsse mit irgend welcher Interessen- Politik zu vereinen unternehmen will.