Beitrag 
Die Marine Preußens und Deutschlands. 1. : Das Material der heutigen Kriegsflotten.
Seite
256
Einzelbild herunterladen
 

25«

geschähen noch drei Batterien und zeichnen sich also äußerlich durch drei weiße Streifen an der Schiffswand und ihre Vollschifftcikclage aus: es sind dies die Dreidecker (englisch ttiroe-ävelcer, französisch viüsss^u ii. trois xour-s),^die unter den Schiffen älterer Construction schon nicht häusig, unter den Schiffen neuerer Construction aber gradezu selten sind. Es werden nun die Dreidecker und die Zweidecker gewöhnlich zusammen unter dem gemeinschaftlichen Namen der Linienschiffe begriffen (englisch line-ok-battlö Mxs, französisch einfach vaiLSLaux, seltner vaisLeaux äo ligno), weil sie in den großen Seeschlachten die Schlachtlinie zu bilden bestimmt waren. Unter allen den genannten Schiffs­arten ist der Liebling des Seemanns zu jeder Zeit die Fregatte gewesen, ein großes Schiff mit Lollschifflakclage, bei dem der obere Theil des Rumpfes nicht mit Geschützen überladen ist, und das daber die größte Tüchtigkeit und Schnel­ligkeit im Segeln hat. Und in der That erscheint die Fregatte auch dem Auge als leicht und graziös: der lang hingestreckte schlanke Rumpf mit seiner weißen Batterie, aus deren scharf abgezeichneten Pforten die Geschützmündungen drohend hervorschauen, liegt nicht so übermäßig niedrig über dem Wasser, wie bei kleineren Schiffsclassen, und doch wieder niedrig genug, um die schlanke Takelage, in den Augen des Seemanns das Wichtigste, als Hauptstück erscheinen zu lassen. Aber während bei der Fregatte die Bcmasiung Hauptsache scheint und der Schiffskörper zurücktritt, findet doch eine harmonische Ausgleichung beider Elemente erst beim Zweidecker statt; uns wenigstens ist der Anblick eines Zwei­deckers stets als das schönste und vollkommenste Bild eines Schiffs erschienen, das sich denken läßt. Die doppelte weiße Batterie, überragt von der stolzen hohen Takelage, die letztere eine wundervolle Krönung des schlanken, scharf weiß und schwarz gezeichneten Rumpfs, der trotz seiner Höhe doch nicht zu massig ragt, sondern nur als wirkungsvoller Gegensatz zu dem schlanken und luftigen Ausbau der Masten, Rciacn und Spieren es ist wirklich ein herzeifreuendes Bild, eine Gestaltung, um welche die beflügelte Phantasie wie ein Seevogel fröhlich ihre Kreise zieht. Beim Dreidecker dagegen mit seinem kolossal hohen Schiffskörper, wie er durch die dreifache weiße Batterie bedingt ist, tritt die Takelage in den Hintergrund, wie Nebensache des schwerfälligen Rumpfes, und vermag daher nicht entfernt den harmonischen Eindruck hervor­zurufen, wie die prachtvolle und doch elegante Erscheinung des stolzen Zwei­deckers.

Wir bemerkten bereits, daß die Eintheilung der Kriegsschiffe nach Take­lage und Batterienzahl ursprünglich für die Segelschiffe galt, welche noch im ersten Drittel unsres Jahrhunderts ausschließlich die Kriegsflotten bildeten. Seit der Anwendung der Dampfkraft aus die Fortbewegung, welche das Kriegsschiff von den Zufälligkeiten des Wetters unabhängiger machte, schien anfänglich eine Aenderung einzutreten. Die Form, in welcher die Dampfkraft zunächst ihre