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Militärische Briefe über den Krieg in Schleswig. 10. : Die Jäger und die Cavallerie.
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der andern Seite je. erkannt." Dieses Urtheil Napoleons läßt sich auch dahin übersetzen, daß der unglücklichste Soldat derjenige ist, der nur in der Kugel das Feld seiner Thätigkeit sucht, und diese Ansicht entspricht der Gesammt- anschauung Napoleons mehr, als der griesheimsche Ausspruch.

Die preußischen Jäger werden neben dem Schießen auch im Tirailliren und zumal im Felddienst ausgebildet, aber dabei wird auf das Nehmen von gedeckten Stellungen und auf die Schlauheit ein so großer Werth gelegt, daß das eigentliche Element, die Thätigkeit, das Drängen auf die Entscheidung nicht zur Sprache kommt und der Schuß schließlich als der bei weitem wichtigste Gegenstand übrig bleibt. Die Folge ist, daß man die Jäger grundsätzlich nur in der Vertheidigung, bei der Besetzung wichtiger Punkte wie Brücken, Gehöfte und dergleichen verwendet, daß man also nicht die Forderung stellt, den Weg zum Feinde zu bahnen, sondern nur diejenige, den Feind vom Wege abzuhalten, den die Jäger gerade besetzt haben. Thun sie demgemäß im Ge­fecht ihre Schuldigkeit, so kommt es bei ihnen zu keinem Gefecht, ihre Resul­tate sind also negativer Natur. Das combinirte preußische Armeecorps in Schleswig hatte ausnahmsweise bei jeder der zwei Divisionen ein Jägerbataillon. Diese Bataillone haben während der ganzen Campagne, das branden- burger Jägerbataillon 13 Mann, das wcstphälische aber nur 4 Mann Verlust gehabt. Die beiden östreichischen Jägerbataillvne aber, welche den Brigaden Gondrecourt und Nostitz angehörten, das achtzehnte und neunte Batailton, haben ersteres bei Obcrselk 88, letzteres bei Oeversee 169 Köpfe verloren. Hierin drückt sich die Verschiedenheit des Gebrauchs und der Nützlichkeit dieser Truppen am besten aus.

Preußen hat in seinen Füsilieren eine dem Namen nach leichte Infanterie, doch ihre Ausbildung und Anwendung unterscheidet sich nicht von der anderer Bataillone. Wenn man aber den Gegnern gleich gut vorbereitet gegenüber­treten will, so müssen die Füsiliere als solche ausgebildet werden. Das kann nicht statt haben, so lange man sie mit der übrigen Infanterie vermischt erhält; dazu ist nothwendig, daß man die Füsiliere von-den übrigen Truppentheilen trennt und besonders geeigneten Commandeuren, wie vor dem Jahre 1806, anvertraut. Das würde am geeignetsten geschehen, wenn man die Jägerbataillvne abschaffte und jedem Armeecorps eine Füsilier- oder besser noch Jägerbrigade von sechs Bataillonen gäbe, so daß ein Armeecorps einundzwanzig Linien- und sechs Jägerbataillvne zählte und eine Feldbrigade dann aus sechs Linien, und zwei Jägerbataillvncn bestände und drei Bataillone zu Festungsbesatzungen und der­gleichen überschössen. Die Aufgabe der jetzigen preußischen Jäger könnten die besten Schützen der einzelnen Bataillone dann immer noch erfülle». Vor Düppel konnte man die Jäger noch im Großen gebrauchen, wenn man so wie die Franzosen vor Mcnin verfuhr, die, wie uns Scharnhvrst erzählt, die besten Schützen dicht an die Festung warfen und die Artilleristen mit großer Conse-