263
kann ich kürzer sein. Derselbe beginnt mit der Berathung der V>"ks über die wieder zu ergreifende Offensive (Shakespeare III. Theil, 1, 2): in dieser Scene will ich nur anmerken, daß Dingelstedt dem Richard das aus der neueren französischen Geschichte bekannte Urtheil über die Herzogin von Berrh umgemodclt zu einem Lob auf Margarethe in den Mund legt:
Der einzige Mann im Hause Lancaster. Daran schließen sich die Scenen in der Reihenfolge wie bei Shakespeare: Rui- lcmd wird getödtct, dann kommt Aort, es folgt die ergreifende Scene seines Schmerzes und seiner Verhöhnung und dann sein Tod, wobei Margarctha die Worte der Prvphezeihung, wie sie sich in der Bearbeitung gestaltet haben:
Vor Thoren nehme sich der Thor in Acht! im Hinblick auf das über dem Thor Korks aufzusteckende Haupt des Herzogs wiederholt.
Der folgende Aufzug beginnt mit einer kurzen Rast des yorkschcn Heeres aus dem Marsch (Shakespeare II, 1). Diese Lagerung war wieder erfreulich arrangirt: nur dürste doch wohl das Heer auf die laut mitgetheilten Trauerbotschaften von Aorts Tod und Warwicks Niederlage nicht in seiner Ruhe verharren, sondern seine Theilnahme in lebhafter Bewegung an den Tag geben. In der folgenden Scene, wo das königliche Heer mit den Aorts vor der Sladt Nvrk zusammentrifft, ist mir aufgefallen, daß als endlich beide Theile zum Kamps aufbrechen,
Louucl trampet«! let our dlooä/ dolcmrs wavo — sie nicht, wie man von gegenüberstehenden Feinden erwarten könnte, unmittelbar auf einander stürzen, sondern zunächst nach verschiedenen Seiten abgehen. Wäre es nicht besser, den Kampf auf der Bühne beginnen und sich in die Coulissen drängen zu lassen? Dann würde ich die Scene eine Weile offen und leer lassen, um der Phantasie des Hörers Raum zu geben, sich bei den hinter den Coulissen ertönenden Trompeten die Schlacht vorzustellen; so folgte dann die Niederlage, die sich jetzt, allerdings ganz nach Shakespeares Angabc selbst, unmittelbar an die Scene des Abmarsches anschließt. Shakespeare durfte eben der jugendlich frischen Einbildungskraft seiner Zuschauer mehr zumuthen, als wir einem heutigen Publicum. Die folgende Scene war eine vortreffliche (Shakespeare II, 5). 'Dingelstedt hat mit großem Geschick die Scenen mit dem auftretenden Sohn, der seinen Vater, und dem Äater, der seinen Sohn getödtet. als Erzählung gestaltet und dem Monolog des Königs zugefügt. Und diesen Monolog, eine Perle shatespearescher Poesie, sprach Herr Grans ln der ganzen träumerischen Weichheit, mit zum Himmel gerichteten Augen, mitten im Schlachtgctobe, welches über sein Geschick entscheiden soll, mit großem Verständniß, recht brav und wirkungsvoll. Es folgt dann die Flucht der Königlichen und Cliffords Tod, endlich die Verleihung der Herzogthümer an Richard