ZZZ
wissenschaftlichen Ernst ging bei ihm ein durchdringender Scharfsinn, eine Leichtigkeit der Combinationsgabe und Darstellung Hand in Hand, welche es tief bedauern lassen, das; er durch äußeren Druck diesen Studien entfremdet andern Forschungen zugetrieben wurde, welche seine ungewöhnliche Arbeitskraft allzufrüh aufrieben. Er zuerst faßte die bisherigen Einzelnntcrsucbungen als ein Ganzes zusammen. Eine gescbicbtliche Darstellung, sagt er, findet nur in dem organischen Zusammenhang, in welchen sie das Einzelne mit dem Ganzen zu sehen weiß, ibre genügende Bewährung. Das Einzelne an und für sich bleibt immer schwankend und streitig: nur in seiner Verbindung zu einem größeren Ganzen, dessen Glieder sich gegenseitig Heden und tragen, gewinnt es festeren Halt und sicheren Boden. Schwegler ging aus von der Wabruehmung, daß der Gegem sah des Judenchristenthums und des .Paulinismus nicht blos das apostolische Zeitalter im engeren Sinn, sondern den ganzen Zeitraum der werdenden katho- liscbcn Kirche bis zum Schluß des zweiten Jahrhunderts beherrschte. Folglich — dies ist die nächste Schlußfolgerung — sind die Schriften des neuen Testaments, welche die Verschiedenen aufeinanderfolgenden Stadien dieser Entwickelungsgeschichte bezeichnen, nicht in die drei Jahrzehnte des apostolischen Zeitaltern zusammenzuwerfen, sondern über die ganze nachapostolische Periode als fortlaufende Kette von Documenten auszubreiten. Das ursprüngliche Christenthum war wesentlich Jndenchristenthnm oder EdivnitiSmus, und die Geschichte der ersten zwei Jahrhunderte ist nichts als die allmäligc Entwickelung des Ebionitismus zum Katholicismus. Das treibende Moment dieses Processes aber ist der Pauliuiömus, unter dessen sollicitirender Einwirkung das Jndenchristenthnm i» einer Neilw von Entwickelungsstufen zum Katholicismus wurde, und zwar so, daß die ersten Vermittclungsvorschläge vom Panlinismus, als der illegitimen Partei, die sich erst mit Mühe Anerkennung zn erringen hatte, ausgingen. Bon diesem obersten Gesichtspunkt aus werde» nun die kanonischen und die außerkanonischen Schriften eingereiht in den Entwickelungsgang der werdenden Kirche, nud zwar verläuft zunächst daS Jndenchristenthnm selbst in einer dreifachen Abstufung vom reinen Jildenchristcnthnm durch verschiedene Bermittelungöanbahnungcn zur Neutralität und zum Friedensschluß. Parallel mit dieser ebiouitischcn Reihe läuft daun eine vaulinische, in der gleichfalls ein ähnlicher Stufcngang vom reinen PauliuiSmus zur katholischen Vermittlung nachgewiesen wird. Ist es nun zunächst die römische Kirche, welche in dieser doppelten Entwickelungsreihe zum Abschluß gelangt, so kommt neben ihr noch besonders die kleinasiatische Kirche in Betracht, welche im Allgemeinen demselben Ziele zusteuert, al,er während das Princip der römischen Entwickelungen ein echt römisches, nämlich ein politisch-kirchliches ist, mehr von einem speculativ- theologischen Interesse bestimmt wird. Die NeinasiaNsche Kirche widerstrebte, wie sich namentlich an den Pcchahstreitigt'cilen zeigt, dem römischen Princip