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Militärische Briefe über den Krieg in Schleswig. 3. : Schlachten und Belagerungen.
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Ufer ausgestellten Geschütze die Boote überfahren tonnten; 4) weit selbst nach glücklich erfvlgtem Uebergang nur wenige Truppen das Landen hindern konnten; und endlich 5) weil diese Bataillone keine solche Macht bildeten, welche den nach Besetzung der Mppelcr Schanzen noch disponibeln Dänen unter allen Umstanden gewachsen waren, sie also abgeschnitten von allen Hilfsquellen, in jetziger Jahreszeit sich nicht lange halten konnten.

Solche Pläne sind mit gewissen alten unumstößlichen Wahrheiten des mi­litärischen ABC nicht vereinbar. Man darf kühn sein, aber nicht tollkühn. Will man 18,000 Menschen ristircn, wie hier geschehen, um die Dänen aus Alsen zu vertreiben, so demonstrirc man einen Ucbergang und stürme nach gründlicher Borbereitung und nach einer energischen Beschießung kühn die Schanzen, dann gewinnt die preußische Armee nicht nur Düppel, sondern auch Alsen und was mehr werth ist als das, Ehre. Die ganze Welt fordert jetzt einen wirklicher? kriegerischen Act, damit sie Vertrauen zu Preußens Kraft fassen könne. Was bisher geschehen ist, läßt nur Schwäche, trotz des guten Mate­rials vermuthen.

Wir haben wiederholt in der Zeitung gelesen, daß Generallieutenant Hin- dersin, Inspecteur in der Artillerie, von Berlin zur Armee abgegangen sei; sollte er hingeschickt sein, um die Belagerung mit dem gleichzeitig nachgesandten Artilleriematerial zu fördern? Hält man in Berlin einen Wechsel der Personen auf dein Kriegsschauplatz für nothwendig, dann scheint es rathsamer, damit von Oben anzufangen"). Warum die Angelegenheiten in Schleswig nicht vorwärts gehen, wollen wir, unsere frühern Besprechungen fortsetzend, rm Folgenden llarzulcgcu versuche».

In unserer Mittheilung über die Gefechte war die Ansicht ausgesprochen, daß das Hervortreten der Belagerungen in den Kriegen ein Beweis der Schwäche

') Wir bescheiden uns, den Erfolg nicht als allein giltige und entscheidende Rechtfertigung eines militärischen Unternehmens anzurufen, obwohl gerade im Kriege bekanntlich der Schritt von der Kugel für den ungehorsamen General bis znm Thereflenkreuze ein sehr geringer und lediglich durch den Erfolg bemessener ist. Wenn aber, wie hier, ein sicherer Erfolg außer der Berechnung lag. ein Erfolg überhaupt nur unter außerordentlich großen, wahrscheinlich unverhäitmßmäßigc» Verlusten zu erwarte» stand, die Lage vor Düppel aber offenbar ein Unternehmen der Verzweiflung nicht rechtfertigt, dann werden die wachgerufenen Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit der Oberleitung in sehr ernster Weise gesteigert.

Uebrigcns ist nach allen Nachrichte» das ganze Unternehme», abgesehen von seiner innern Opvortunität, wieder mit jener Schnelligkeit und Sicherheit vorbereitet, die für die Vortrefs- lichkcit des Materials vom Generaistab bis zum einzelnen Grenadier ein vollgiltiges Zeugniß ablegen. Um so mehr rechtfertigt sich das Bedauern, daß alle diese Kräfte nutzlos verwendet sind, während die zum Stillschweige» verurtheilte» fünfzig Kanonen in der Parallele vor Düppel eine gute, wie scheint nöthige Verwendung finden konnte» , und während die 1618000 Man» I»fa»terie, wenn augenblicklich nicht verwendbar, doch schwerlich eines Uebungsmarschcs nach Sandberg hin bedürftig erschienen. Der angeborncn Farbe der Entschließung ist des Gedankens Blässe angekränkelt.