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Militärische Brife über den Krieg in Schleswig. 3. : Das Gefecht.
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nach einer entscheidenden Schlacht der gute, und an der Entschiedenheit in der Verfolgung der große Feldherr zu erkennen ist. - In dem Bestreben sich m festen Plätzen zu vertheidigen, oder seine Kräfte ur der Belagerung derselben gründlich zu beschäftigen, documentirt sich stets die Schwäche. Der Angriff hebt das moralische Element, die Vertheidigung mindert eS und trotzdem der Vertheidiger in der gedeckten Aufstellung seinen frei herankommenden Gegner viel besser treffen müßte, wie dieser jenen, so ist doch oft das Umgekehrte der Fall. Der Angreifer verfehlt seinen gedeckten Gegner viel seltner als dieser ihn. weil der Angreifer frei in den Tod und'deshalb schärfer und klarer sieht, als der Vertheidiger, welcher die Gefahr mit jedem Schritt, den der Gegner vor­wärts macht/ wachsen und den Gesichtskreis sich verdunkeln sieht. Andrerseits ist aber nicht zu verkennen, daß eine rnhige Vertheidigung das beste Mittel gegen einen kühn anstürmenden Feind ist. wie am schlagendsten die Angriffe der Cavallerie gegen eine ruhige und brave Infanterie beweisen. In der Regel macht die Cavallerie auf 40-50 Schritt Kehrt vor der Infanterie, wenn diese nicht feuert; stürmt die Cavallerie trotzdem weiter, und die Infanterie giebt aus 20 Schritt eine recht gleichmäßige Salve, so drehen sich die Pferde um und die Masse eilt wo möglich noch rascher von danncn, als sie gekommen. Die Kriegsgeschichte ist reich an diesen Beispielen. Die in der neuern Zeit so berühmt gewordene t'unu, ü-im^ss hat in den napvleonischcn Kriegen oft genug ihr Beruhigungsmittel m dem wohlgezielten Feuern ihrer Gegner ge­funden; zumal die englische Armee hat hierin in Spanien -und zuletzt bei Waterlov schöne Triumphe gefeiert. Die zwanzigjährigen Kriege am Ende des vorigen und im Beginn des jetzigen Jahrhunderts hatten überhaupt die Kunst- stücke aus der Gefechtsführung entfernt und dieselbe auf die Einfachheit ihrer Natur, nämlich auf das einfache Tödten reducirt. General v. Clausewitz. der anerkannteste Militärschriftsteller aus jener Zeit, faßt die Schilderung einer Schlacht deshalb in folgendes, schmuckloses Bild zusammen:

Man stellt sich in Massen neben und hinter einander geordnet, ruhig hin, entwickelt verhältnißmäßig nur einen geringen Theil des Ganzen und läßt sich diesen in einem stundenlangen Feuergesccht ausringcn, welches durch einzelne kleine Stöße von Sturmschritt, Bajonnct- und Cavallericanfall hin und wieder unterbrochen und etwas hin und her geschoben wird. Hat dieser eine Theil sein kriegerisches Feuer auf diese Weise nach und nach ausgeströmt und es bleiben nichts als die Schlacken übrig, so wird er zurückgezogen und von einem andern ersetzt. Auf diese Weise brennt die Schlacht mit gemäßigtem Element, wie nasses Pulver, langsam ab und wenn der Schleier der Nacht Ruhe gebietet, weil niemand mehr sehen kann und sich niemand dem blinden Zufall Preis geben will, so wird geschätzt, was dem Einen oder dem Andern übrig bleiben wag, an Waffen, die noch brauchbar genannt werden können, d. h. die noch