daß Preußen sich nicht begnügen wird, der Bundesversammlung einen falten Dissens zugehn zu lassen, sondern daß Herr v. Bismarck entschlossen ist, diese Frage zu einem Ableiter für die innere Unzufriedenheit der Preußen zu benutzen. Preußen wird seinen Austritt aus dem Bunde erklären.
Es ist vorauszusehn, daß diese in der gegenwartigen Lage unheilvolle Maßregel nicht mit. ruhigen Worten erfolgen wird, es ist sicher, daß Preußen, welches nicbt isolirt in Deutschland stehn kann, genöthigt ist, seine Nachbarn mit sich gegen den Bund zu vereinigen; es ist ebenso sicher, daß kein einziger deutscher Staat ungezwungen mit der gegenwärtigen Negierung Preußens sich zu einem Gegenbund vereinigen wird. Und deshalb macht die Sachlage unzweifelhaft, daß Herr v. Bismarck es darauf wagen will, die Nachbarn Preußens nöthigenfalls mit Gewalt zu solchem Bündniß zu zwingen.
Nun wäre ziemlich gleichgültig, welche Prvjecte ein planvoller Minister Preußens in der gegenwärtigen Situation hegt, wenn er auf verfassungsmäßigem Wege seine Prvjecte der Majorität des Abgeordnetenhauses annehmbar machen will; wenn er also vor dem Beginn eines offenen Conflictes um die nöthige Geldbewilligung nachsucht. — Aber nicht umsonst ist ein erbitterter Kampf mit der Majorität der Volksvertretung geführt worden. Was hindert die Regierung, welche bei fortgesetztem Widerstand der Volksvertreter ohne Budget zu regieren entschlossen ist, sich auch über diese parlamentarischen Bedenken wegzusetzen? Im Nothfall reichen für die erste Mvbilisirung die im Staatsschatz vorhandenen fast 20 Millionen aus. Steht das Heer in Waffen, ist der Gegensatz zu den andern Mächten des Bundes bis auf eine Spitze getrieben, von welcher keine Umkehr möglich ist, dann ist immer noch Zeit, mit der Volksvertretung zu verhandeln. Beharrt diese auch in solchem Fall bei unpatriotischer Verweigerung, so ist der äußerste Fall eingetreten, von dem schon lange die Rede war, man wird auf Grund einer andern Volksvertretung, im Nothfall vielleicht sogar durch Provinzialstände die Mittel zu einer Macht- entwicklung nach Außen herbeizuschaffen unternehmen.
Ob das Alles gelingen wird, ist jetzt gleichgültig. In welchem Stadium der Ausführung ein solcher Plan durch Bedenken der Krone gekreuzt werden wird, ist ebenfalls nicht vorauszusagen. Ohnzweifclhaft ist man auch an entscheidender Stelle gegenwärtig zu dem entschlossen, was man gern Action und Kraftentwickelung nennt. Und die Bedenken werden erst dann eintreten, wenn es zu spät sein wird, und der Staat in der ungewöhnlichsten Weise in eine unerhörte Gefahr gebracht ist.
Das sind die trüben Aussichten, mit denen die preußische Partei das neue Jahr heraufsteigen sieht. Und deshalb drängt sich gebieterisch die Frage auf, was vermag das preußische Volk, und was vermögen die Einzelnen zu thun, um solche Gefahr abzuwenden?