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Eine Stunde mit dem Oberst Kuza.
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Eine Stunde mit dem Oberst Kuza.^)

Es war am 21. Juni des Jahres 1853, als ich mit dem Dampfer Zrinyi die große Handelsstadt Galatsch verließ, um nach Tultscha zu fahren und von da aus einen Ausflug in die Dobrudscha zu machen. Das Boot war ziemlich besetzt, das Gewühl auf seinem Verdeck ebenso bunt, wie das am Land, welches ich eben verlassen hatte; alle Nationalitüten Europas waren vertreten, und es fehlten auch nicht Repräsentanten der beiden übrigen alten Weltthcile, hochbemützte Perser, pfiffige Tartaren und verschiedene Neger, einer darunter in der sehr abgetragenen und desecten Uniform eines türkischen Kriegers. Mich zog vorerst die Ufcrgegend des Stromes an. Zur Linken dehnte sich flach und sandig das Gestade, über weite Schilsmoore konnte der Blick tief hincinschweisen in die trostlos öden Flächen, mit ihren Brackwasser- Limanen, die der Pruth durchschleicht, dessen Einmündung in die Donau kaum bemerkbar wird. Ein hervorragendes Gebäude, das verlassene russische Hospital, mit seinen langen weißen Mauern und gelichteten Dächern, bildete das einzige hervorragende Monument aus der Landzunge, die sich östlich von Galatsch hindehnt, dahinter lag das ganz aus Schilf erbaute luftige Dorf der Schiffer und Lastträger, das gewissermaßen eine Vorstadt des Hafenplatzcs bildet. Zur Rechten aber bot die Uferlandschaft einen angenehmeren An­blick; hier stiegen, vielleicht eine Stunde vom Gestade entfernt, die steilen, zerklüfteten Wände eines ansehnlichen Gebirges empor, dessen tiefe Schluchten und stattlich aufragende Gipfel um so mehr imponirten, als man sich ge­wöhnlich die ganze Dobrudscha, den nordöstlichen Theil Bulgariens zwischen der Donau und dem schwarzen Meer, als ein durchaus flaches, ja sogar sümpfevolles Gelände denkt, was durchaus ein Irrthum ist. Schon der Di- rector des magnetischen Observatoriums in Wien, Kreil, mit dem ich auf der Donaureise zusammengetroffen war, hatte mich auf diese Berge mit dem Bemerken aufmerksam gemacht, daß sie bis jetzt so gut wie gar nicht durch­forscht seien; in der That habe ich sie späterhin auf mehren orographischcn Karten nicht einmal angedeutet gefunden; in gespanntem Verlangen hastete daher mein Blick an ihren blauen Wänden, die zu erklettern ich ja doch in einigen Tagen hoffen durfte. Sonst war die Aussicht von dem Strom aus nach beiden Seiten höchst einförmig; auf der Linken brachte erst die Stadt Neni, bei welcher wir anlandeten, einige Abwechselung in die Oede; ihre Festungswerke sehen aus der Ferne sehr dürstig und zerfallen aus; viele lustige Windmühlen von sonderbarer Bauart, mit acht im Kreis gespannten Flügeln brachten einige Bewegung in die Scenerie.

Mehr Ausbeute gewährte dafür die Betrachtung und das Studium der

Kyza, so und nicht anders schreibt sich der Name; das z ist ein weiches s. Ä>e»ji>olen I. IvüS. V2