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Die Zustände in Oestreichisch-Italien.
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Die verschiedenen Demonstrationen, die sich manche Journale die Mühe geben °u verheimlichen und zu leugnen, indeß andere sie übertreiben, waren der Art, wie sie eben in Italien häufig vorkommen, und es wird ihnen an Ort und Stelle durchaus Nicht jene Wichtigkeit beigelegt, wie in der Ferne. In erster Reihe sind die Borfälle "°n Pavia zu nennen, einer Stadt, die. hart an der Grenze gelegen, von jeher die "«ruhigste Bevölkerung hatte, welche mit den Flüchtlingen in Piemont in fortwäh­render Verbindung steht und in der zahlreichen Studentenschaft der Universität eur tnrbulentes Element besitzt. Man machte hier wiederholt (beiläufig sehr ungeschickte) Ansuche, durch mit Pulver gefüllte Flaschen das Eastell und Magazin in die Luft «n sprengen. Ernster war die Ermordung eines Professors, der seine Studenten "'"'"Hut hatte, die Opposition gegen das Rauchen auszugeben, und einem derselben jetzt allgemein übliche weiße Thonpfeife wegnahm. Am nächsten Tage wurde Professor auf offner Straße erdolcht, ohne daß es möglich gewesen wäre, den Thäter zu eutdecken. Doch nimmt man an. daß eS kein Student, sondern ein mit Ausführung von Mazzinis Einschüchterungsmaßrcgeln beauftragter Mörder war. ^>n weitesten Umfang verbreitet war die Demonstration gegen das Rauchen der Darren; fast durchgch-nds enthielt sich die Bevölkerung deren, namentlich in Mai- U'nd war die Eigarrcnfcindschnft. die anfangs nur Verdruß über die Preiserhöhung ^n'en. sehr bald als patriotische Kundgebung organisirt. denn es wurden Persouen ^hastet, welche ans der Gasse rauchende Personen aufforderte«, wenn sie gute wiener wären die Cigarren wegzuwerfen, wofür sie ihnen Tabak und Pfeife an-

die^N' ^"ö^nni Soldaten, meist jedoch nurunbewnffnetcnOsfiziersdicncrn, wurden sogar frni/Ä"^" ""^ Munde geschlagen. Am meisten Aufsehen machte der auch in

Cig

'«»fischen Zeitungen erwähnte Nvrfall am Weihnachtöfeiertage, wo in der Nüh

Kaserne Soldaten von Civilpersoncu Cigarrenranchcns halber insultirt wurden, e arretirten die Beleidiger, und es entspann sich eine Schlägerei, welche iu dem s,. ten Stadtviertel nicht verfehlte, den Zusammcnlauf von einigen hundert Mcn- zu veranlassen. Als aus der nahen Kaserne eine kleine Abtheilung Militär ^ drückte, ging das Volk auseinander, und die Individuen, welche den Vorfall di>^"^ hatten, wurden auf die Wache geführt. Die Civilbchörden behandelten

Ge

- ein Einschreiten des Militärs war bei den nur geringfügigen Excessen nir-

dicse

.^Ngniß. Die Militärbehörden verhielten sich bei allen Vorfällen dieser Epoche

° und ähnliche Fälle als Acte öffentlicher Gewaltthätigkeit und bestraften sie mit

Nothwendig; ja es war nicht einmal statthaft, wenn es von der Civilbchördc nicht . ^ucht wurde. Der östreichische Soldat aber ist zu gut an Disciplin gewohnt, um Hort" Bevölkerung übermüthig aufzutreten und Händel zu suchen; in der That do>» 2^lien äußerst selten von Schlägereien der Soldaten mit Leute»

» ^Mstand. Nur wenn er, wie jetzt hin und wieder, herausgefordert und an- Ai»/ Nn'rd, antwortet er, wie cS dem Soldaten ziemt, und vertheidigt sich, ges tt^'^ hcM" aber auch weder Offiziere noch Mannschaften mit der Bevölkerung T° '6°n Umgang. Sie wissen, daß sie gehaßt sind als Stützen der kaiserlichen 'alt im Lande und verzichten darauf, sich Sympathien zu erwerben als ans ein >v 6 der Unmöglichkeit. Zweifelsohne gibt es eine zahlreiche Classe der Bewohner. ^ Segen Oestreich nie etwas unternehmen werden, welche selbst der Regierung Vorzug vor einer andern geben; aber selbst diese haben keine Sympathien für G«"zbe>ten I- 1S59. 30