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Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit. 3.
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Die architektonischen Bestrebungen unserer Zeit.

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ai-elüteeturu", denen als dritter im Bunde der Plan:Lici voluere kirtg." an­zureihen wäre, gehören der dresdner Schule an. Gründer und Meister dieser Schule ist Gottfried Semper, von dessen Berufung nach Dresden im Jahre 1834 dieselbe datirt. An Stelle der Wcinbrennerschen Schule,'die bis dahin die herrschende in Dresden gewesen, legte Semper seinen Schöpfungen den Renaissancestil zu Grunde. Die gewonnene Ueberzeugung, daß der Renais­sancestil als der architektonische Ausdruck einer unseren Tagen geistig vcr- wandten Zeit auch den Ausgangspunkt für die modernen Bestrebungen bilden müsse, wird ihn hierbei geleitet haben.

Die Renaissance erscheint als das architektonische Resultat jener in der Früh- zeit des 15. Jahrhunderts vollzogenen Sinneswandlung, die sich gleichmäßig über alle Gebiete des Lebens, über Kirche und Staat, Wissenschaft und Kunst erstreckte. Das Mittelalter war eine Zeit des unvermittelten Gegensatzes einer rohen, gewaltsamen Sinnlichkeit auf der einen, eines überschwenglichen, welt­vernichtenden Spiritualismus auf der andern Seite. Im ruhelosen Kampfe bäumte sich die niedergetretene Natur gegen die Herrschaft eines in starrer Ob­jektivität sich selbst äußerlich gewordenen Geistes auf, ohne daß das Zeitalter in sich selbst die Kraft zur Ueberwindung dieses Dualismus gesunden hätte. Der dem germanischen Geiste ureigene Individualismus tritt in Widerspruch theils mit sich selbst, theils mit dem Staat. In freier, genossenschaftlicher Vereinigung sucht er die Macht zu energischer Vertretung gleicher Interessen zu gewinnen, in Mönchswesen, Ritterthum und Zünften. Der Staat selbst aber baut sich solcher Gestalt aus einzelnen freien Gliedern aus, die, weil ohne einheitliche Staatsgewalt, im permanenten Kampfe aufeinander pralle». Ueberal! finden wir den Geist des Individualismus in seiner mächtige»' gruppenbildenden, isolirenden Thätigkeit, stets neu und unerschöpflich in seine» Gestaltungen. Aber diese Gruppen stehn dem tiefer Blickenden nicht lose u»d vereinzelt nebeneinander. Ein gemeinsames Bewußtsein, dasselbe Gcsammt- ziel verbindet die scheinbar Getrennten nur um so inniger, und über das Ge­wirr luftig und kühn aufsteigender Glieder und Theile legt sich vor allem l»