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Rückblick auf die neueste Geschichte Venezuelas. 3. : Die Dynastie Monagas.
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privaten Lebens. und der Rest idealer Kraft führte ein hinsiechendes Schattendasein.

Dieser ohnmächtigen Partei gegenüber hatte Monagas freies Spiel. Sein Regiment war ein Krieg gegen das Gemeinwesen, gegen die Gesell' schaft zu seinem und seiner Kreaturen Besten, Die wenigen öffentlichen Ar­beiten, wie Bauten, Anlegungen von Conunumcationswegen, Errichtung von Lcuchtthürmen ^c. blieben liegen; die Straßen der Hauptstadt begannen zu verwildern, nichts geschah zur Hebung des Ackerbaus. Gleichwol wurde der Eingangszoil stufenweise erhöht und die Einnahmen des Staates mußten an­sehnlich zunehmen. Aber das Geld verschwand auf nur zu begreifliche Weise. Die so wichtigen Gouvcrneursstellen in den Provinzen wurden mehr und mehr allen irgend welcher oligarchischen Sympathien verdächtigen Persönlich­keiten entzogen und verfielen obfcuren Subjecten, welche die öffentliche Mei­nung, so weit sie sich bei der verstummten Presse hervorwagen dnrfte. als sehr zweideutig, ja als Erzgauner brandmarkte. Neben den üblichen, unter jedem Vorwande beschönigten Gelderpressungen der Besitzenden aber, neben der üblichen Verhöhnung aller Intelligenz und Bildung kennzeichnet die Dynastie Monagas em ganz bornirtcr Fremdenhaß, der sich vornehmlich in der brutalen Verachtung alles internationalen Rechts kundgab. So erließ Jos6 Tadeo im Jahr l»4i) auf einmal das berüchtigte Gesetz espt-ni. (Auf­schub), wornach mit rückwirkender Kraft alle Gläubiger gehalten sein sollten, ihren Schuldnern, ohne irgend welche Zinsen zu fordern, aus drei, sechs, selbst neun Jahre Frist zu lassen, so es diese auf dem Rechtswege beantrag­ten. Willkürlich wurde hiermit jeder Privatcontmct aufgehoben und aller Credit in Handel und Wandel erstickt. Diese Gewaltthat gegen die vielen frem­den Handlungshäuser, welche fast allein den Handel in Händen haben, rief so­fortigen Protest der betreffende» Gesandten nnd Eonsuln hervor; und nach langen Verhandlungen, Drohungen, Blockade sah sich das Gouvernement ge­nöthigt, gegenüber den fremden Gläubigern das Gesetz so ziemlich ganz zu- rückzuzieheu. Hiermit begannen die mannigfachen Verwicklungen besonders mck England, Frankreich und Holland, welche auf Grund eben jenes Gesetzes und dafür substituirter und nicht gehaltener Verträge die letzten zehn Jahre durchziehen, und, so tragisch sie sich öfters zu gestalten schienen, doch immer mit derselben Komik endigten, daß freilich zum steigenden Ruin des Staates m moralischer wie finanzieller Hinsicht die großspreche­rischen Monagas klein zugeben mußten.

Im Januar 1851 wählte der Cvngrcß unter dem Terronsmus der Waf­fen den General Ios6 Gregvrlv Monagas zum Präsidenten. Hatte der Bruder >n seiner Administration immer noch ein gewisses Decorum zur Schau getra­gen, so siel unter des letzter» Regierung auch dieser Rest von Form: das