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Steinles Frescoentwürfe für das kölnische Museum.
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an die Carikatur streifend, daß es nicht Wunder nehmen kann, wenn die ganze Darstellung von vielen als eine unschickliche gebrandmarkt wird.

Das ist ja, so hörten wir oft vor den Bildern ausrufen, derselbe Stil, die gleiche frivole Auffassung, welche die Wandbilder an der neuen Pinakothek zu München charakterisirt. Wir geben diese Verwandtschaft bereitwillig zu, finden darin nur ein erschwerendes Moment sür Steinles Schuld. Er muß doch die Aufnahme, die diesen Illustrationen zu Theil wurde, kennen, er muß wissen, daß selbst der Ruhm und die hohe Liebe, die Kaulbach in den weitesten Krei­sen genießt, den Künstler nicht vor herben Vorwürfen sicherte. Kaulbach hat des Gelungenen und Geistreichen sonst so viel geschaffen, daß ihm leicht dieser eine übermüthige Schritt nachgesehen werden konnte. Diese Nachsicht traf aber nur des Künstlers Person, nicht die Sache. Darin blieb alle Welt einig, daß es nicht geduldet werden dars. daß Caricaturen in die monumentale Kunst sich einmischen und das Andenken würdiger Männer dadurch, daß man sie ewigem Spotte Preis gibt, erhalten werde. Ebenso gut konnte man die Helden classischer Tragödien in Narrenjacken auftreten lassen. Steinles Vor­gang wird durch nichts entschuldigt, nicht einmal originell ist er in seinen Frescospüßen. Ihm geben wir den guten Rath, die beiden zuletzt besprochenen Bilder zurückzuziehen und zu vernichten. Nicht einmal zum Bewahren in der Mappe sind sie gut genug. Von jenen aber, die über den Museumsbau zu Köln zu entscheiden haben, verlangen wir. daß sie sich selbst und ihre Stadt nicht herabwürdigen durch die monumentale Verewigung von Einfällen, die nicht witzig genug sind, um das Kränkende, was in ihnen liegt, vergessen zu machen. Langweilige und formell mangelhafte Bilder mögen in Gottes Na­men gefertigt werden, dagegen wird die öffentliche Meinung nicht mit Erfolg ankämpfen können. Hoffentlich ist sie aber noch stark genug, daß ihre Warnung dort, wo sittliche Interessen verletzt werden, nicht gänzlich überhört wird.

Johannes von Müller und seine Zeit.

n. (Schluß.)

Ueber Ihrem Geist." schreibt Böttiger 7. Mai 1807.nachtet eine schwere Wolke, das ahnte ich aus Ihren Briefen ... Es ist nicht Vorwitz, sondern innigste Theilnahme, wenn ich zuweilen den Schleier zu lüpfen wünschte, der Ihre künftige Bestimmung verhüllt. So viel begreife ich, daß der in die ausgemergelte Residenz zurückkehrende König sehr schmale Bissen zuschneiden

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