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Johannes von Müller und seine Zeit. 4.
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ropa nun ist, eine Vorlesung hielt, welche mein Vaterlandsgefühl gewiß zu der beredtesten gemacht, welche ich in meinem Leben geschrieben, war nur fast unmöglich, den Schluß derselben auszusprechen; die anwesenden Edelu aber ließen theils Thränen fallen, theils begeisterte sie die Darstellung der Möglich­keit, ihrer Voreltern Freiheit und Namen zu erhalten . . . Diese Gesinnungen waren keine vorüberfliegende Hitze: viele, diplomatisch nnd moralisch die edel­sten Jünglinge, haben ihre Väter gebeten, und suchen seit meiner Abreise (21. Jan,) vor meiner gänzlichen Antrctung des hiesigen Amtes zu bewirten, daß, da die Langsamkeit republikanischer Formen in diesem Augenblick die Errichtung einer Stelle sür mich nicht erlaube, die Geschlechter des alten Adels und andere, welchen die Erhaltung der Verfassung besonders interessant ist, aus deu Familienkassen mir ein Jahrgeld setzen, wodnrch ich in den Stand gesetzt werde, nach meiner Neigung die Zeit meines Lebens dem Vaterland einig zu widmen . . . Ich indessen suche das letzte Ja hier zu verspäten, bis ich den Erfolg ihrer Bemühung weiß. ." Der Entscheid für Mainz (Hos- rathstitel, 1800 Gulden Gehalt, lOv Ducaten Reisegeld) kam 12. Fbr. 1780*) einige Stunden eher an, als die berner Post; Müller schlug ein:Der Mensch, des Schicksals Ball, weiß selten, was er wünschen soll."Wie ich höre," schreibt Henne l. März 1780,hat das Schicksal sür Mainz entschieden. Aber ums Himmels willen, nun es einmal so ist, bleiben Sie staudhaft in dem Beruf, den Ihnen der Himmel zugeschickt hat! Sehen Sie nur nicht auf Bern zurück; noch weniger lassen Sie sich in neuere Vorschläge ein; Sie könnten endlich nm guten Namen und an Zutrauen verlieren." 8. März:Fast ist es so gegangen/ wie ich es mir vorstellte: beide Berufungen trafen zusammen; aber dauken Sie dvch Ihrem Schicksal, daß die Mainzer früher kam, die doch un­gleich solider ist, als die andere. Jetzt sind Sie zwar in einem schwärmerischen Anfalle; ich zweifle, ob Gründe viel auf Sie wirken werden, und ob Sie nicht das Spiel von Kassel und Genf wieder erneuern. Alle die Aussichten in Bern sind schön, glänzend, herzerhebend so lange Sie sie träumen; aber das Auswachen würde wie in Genf sein ... In der Idee ist Ihre Existenz frei­lich in Bern herrlich! Aber Bern müßte in einer andern Welt liegen, wenn sich die Idee realisircn sollte; in unsrer Welt kann nur die Phantasie so etwas erzeu­gen. In Mainz stellen Sie sich die Bibliothekeinrichtung zu leicht vor; lassen Sie sich auch uur nicht durch jene Träume verleiten, die Arbeit ohne Neigung zu übernehmen. Sie können als Bibliothekar erstaunend viel wirken.

) Das Datum kommt in seinem. Leben so oft vor, dasi man bei seiner Neigung zur Zahlenmystik mitunter argwöhnt, er habe dem Kalender uachgehvlfen, Uebrigens dauerten die Unterhandlungen mit Bern noch bis zum Dec, 1787 fort, dazu kamen andere mit Schaff- Haufen, Der zweite Band seiner GeschielNe war dem Knrfnrsten, der dritte dem Magistrat von Schaffhansen gewidmet.