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einen festen Kern bildet, wie dieser Verein sich vor allen Dingen durch Geldmittel zu stärken sucht, wie er durch diese die Mittel des Geistes, Belehrung und Ueberredung, in Bewegung seht, und wie aus diese Art, wenn auch langsam und unmerklich, ja unter mancherlei Hindernissen und Niederlagen, die Sache sortscheitet. Auf diese „kleinen Ansänge" legt der Engländer großen Werth. Er haßt die plötzlichen Ausbrüche und drastischen Effecte, und überläßt sie dein Feuerwerte, das ebenso rasch verpufft, als es aufsprüht, und ebenso tiese -Dunkelheit zurückläßt, als es augenblicklich strahlte und blendete. Wir sehen endlich auch das seltsame Verfahren seiner Debatte. Mit einem wunderlichen Instincte vermeidet er es, die Principien der Frage festzustellen, um die es sich eigentlich handelt. Geflissentlich scheint er sich zu hüten, daß er das Stichwort gebe, welches die Lebensfrage der Gegenpartei in sich schließt. Schritt für Schritt rückt er vor, Zoll für Zoll gewinnt er dem Gegner das Terrain ab, Mann bei Mann sucht er auf seine Seite herüberzuziehen. Er ist nicht der Thor, auf eine Karte den ganzen Besitz zu sehen, oder durch eine Herausforderung auf Leben und Tod den Gegner zum Aeuhersten zu treiben. „Gut Ding will Weile haben!"
Vermuthlich erwartet der Leser eine Argumentation wie diese: — „Ohne Zweifel soll der Sonntag der religiösen Erbauung vorzugsweise gewidmet sein und jedes Mittel ergriffen werden, um dieselbe allgemeiner und anziehender zu machen. Allein in einem Zeitalter, wo sich der Gedanke einen eignen Cultus geschaffen und als ein Repräsentant der Gottheit so herrlich mitten unter den Menschen steht, mag wol Gottesdienst und Geistesdienst nebeneinander bestehen und sich gegenseitig ergäuzen. Wer die Größe des Menschen und seiner Werke so recht verstehen und genießen kann, dem geht erst die Größe der Gottheit auf. Darum sollte sich ein Cultus des Schönen und Heiteren mit dem des Erhabenen und Heiligen paaren!" So von der liberalen Seite. Von der conservativen aber wird er etwa folgende Entgegnung zu hören hoffen: „Die Werke Gottes sind ein Ding, die Werke des Menschen ein anderes. Es thut kein gut, beide miteinander zu vernnscheu. Beider Eindruck wird dadurch geschwächt, das Göttliche geschwächt nnd ein heidnisches Element in das Christenthum getragen. Verhüte Gott, daß das Gnechenthum sich in die protestantische Kirche einschleiche und auf seinen verlockenden Pfaden zur Sinnlichkeit und Genußsucht anstatt zur Anbetung und Selbstverleugnung uns hinlocke." — Damit wäre in der That die praktische wie die theoretische Seite der Frage erschöpft, und es ist sehr wahrscheinlich, daß in Deutschland dieser Weg eingeschlagen worden wäre. Welchen Weg geht man aber in England?
Als Verfasser dieses Aufsatzes einen edinburger Fährmann auf einen Sonntag zu cugagiren wünschte, um von Leith über die Mündung des Forth