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fällen, welche auf das Fortbestehen des Bandmännerunwescns hinweisen. Das heutige Irland ist in sehr vielen Beziehungen ein anderes, als das Irland vor zehn Jahren. Es verliert im Großen uud Ganzen mehr und mehr seinen ccltischen und katholischen Charakter, wird immer englischer und protestantischer») und damit vielleicht weniger poetisch, sicherlich aber glücklicher. Das oben bezeichnete Buch setzt sich die Aufgabe, das alte und das neue Irland zu schildern, jenes in vier kleinen Erzählungen nach dem Englischen, dieses in Neisebildern, welche während einer Tour nach den merkwürdigsten Punkten der Smaragdinsel gesammelt wurden. Beide Abtheilungen enthalten manches Hübsche uud Interessante, und das Ganze ist eine willkommene Vervollständigung des Huberschcn Buches über Irland- Wir geben in Folgendem einige Proben. Der Versasser gibt in der Einleitung eine Charakteristik des Jrländers, den er mit dem Slaven zusammenstellt.
„Der frühere Schauspieler und uachherige Schauspieldichter Johann Chri- sticm Brandes erzählt in seiner noch immer lesenswertheu, an drastischen Momenten überaus reichen „Lebensgeschichte" eine Geschichte, die ihm in Polen begegnete, als er fünfzehnjährig seinem Principal, einem stcttincr Kaufmann, durchgegangen war und sich, von allen Mitteln entblößt, in der Welt herumtrieb. Von Danzig aus hatte er es, des Bettelns müde, als wan- derndcr Krämer mit einigen Pfunden Taback auf dem Rücken versucht und kam eines Tags in ein stattliches Kassubendorf. von dessen Bewohnern er sich ansehnlichen Absatz versprach. Im Wirthshause ward der „Brasilientobak" ausgekramt uud den anwesenden Gästen feil geboten. Ein betrunkener Baner forderte ein Dütchen und Brandes gab ihm nach Gutdünken; ehe er sich aber umsah, fuhr eine Faust nach seinem Ohr. „Infamer Gauner! Ist das für ein Dütchen Tabak? Glaubst du. daß ich besoffeu sei, Spitzbube?" Der Mißhandelte bat. so viel er tonnte, und entschuldigte sich mit seiner Uukennt- niß des Handels; aber je mehr er gute Worte gab, desto wüthender wurde der Bauer. Endlich schrie der improvisirte Tabulctkrämcr nach Hilfe, dn er keinen andern Ausweg wußte, sich von den polnischen Fäusten zu befreien, und es trat der Wirth ein. weicher soeben aus der Kirche kam. Kaum erfuhr dieser, daß Brandes mit Taback handelte, welche Waare er gewöhnlich seinen Gästen selbst zu verkaufen pflegte, als er sofort dem Bauer Recht gab, und weil er diesen Schleichhandel für einen unverzeihlichen Eingriff in sein sich selbst zugeeignetes Monopol hielt, so erklärte er ohne weitere Umstände den Taback für Contrebande. behauptete, daß ein so elender, zerlumpter Bctt-
') 18S1, verhielten sich die Protestanten zu den Katholiken ungefähr wie 1 zu 3, jetzt — wo die Zahl der letztere» nameutlich durch Auswanderung, theils auch durch Noth uud Elend um fast zwei Millionen abgenommen hat - befinde» sich die Protestanten nur noch in einer Minderheit von 000,000 Seelen.