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Klugheit behandelte, welche den geschäftlichen Verkehr leidenschaftlicher Sammler »nter einander von je ausgezeichnet hat, so mögen wir überzeugt sein, daß der große Mann auch mit warmer menschlicher Freude empfand, daß hier eine Mcnschenscele durch dieselbe Liebhaberei, die er hatte, gebildet uud verschönert worden sei. Gemeinsame Freude an deu Gebilden der Kunst und Natur war es, was den größten Dichter der dentschcu Nation mit dem Nachrichter vv» Eger iu ein gemüthliches Verhältniß brachte, und ciu leichtes Band wob zwischen dem Gönner der Gelehrten, dem Lieblinge der Unsterblichen und dem arme», abenteuerlichen Autodidakten, den alte Münzen »ud Steine dafür tröstcu mußten, daß ihn die Menschen in seiner Umgebung nicht als ihres Gleichen achteten.
Dieses Bl> knüpft an die Empfehlung dieses Werkes die Erwähnung eines andern an, in welchem ebenfalls einiges Bemerkcnswerthe über Goethe zu finden ist.
Im Jahre erschien i» Wien die „Biographie des Adelbert Gyrowetz", von ihm selbst geschrieben. Natürlich hatte das Jahr keine Aufmerksamkeit und Theilnahme für das letzte Lebenszeichen eines Mannes, dessen künstlerische Wirksamkeit lange schon ausgehört hat. Wenn auch Gyrowetz für die Kunstgeschichte von geringer Bedeutung ist uud seinen Lohn in dem lauten Beifall seiner Zeitgenossen dahin hat, so ist ihm doch das bescheidene Andenken, das er seinem Streben in dieser kleinen Schrift gestiftet hat, wol zu gönnen, und die außerordentliche Naivetät, mir der er sein Leben erzählt, ist in der Literatur selten genug, nm einige Aufmerksamkeit zu verdienen. Einen Beleg dafür mag der Bericht über sein Zusammentreffen mit Goethe in Italien geben, den die Verehrer des Dichters nicht ohne Lächeln mit dessen Darstellung zusammenhalten werden.
Als Gyrowetz nicht lange iu Rom angekommen war, erschien, so heißt es wörtlich, der schon damals berühmte Dichter und Schriftsteller Goethe, welchen der Großhcrzog von Weimar nach Sicilien schickte, nm dort die Merkwürdigkeiten der Natur zu bcscheu und zu beschreiben, welche nebst viele» anderen bewundernswürdigen Sachen auch dariu bestehe», daß man i» den Fclseuwäiide» ga»z ordentliche Schlachten und Gemälde- Vorstellungen allein durch die Natur also gezeichnet und ausgebildet antrifft, als hätte sie der erste Künstler gezeichnet und ausgchciuen, — Einstweilen blieb Goethe für einige Zeit in Rom, und es bot sich dem Gyrowetz die erwünschte Gelegenheit dar, dessen nähere Bekanntschaft zu machen; so geschah es, daß Gyrowetz in Goethe's Gesellschaft die Merkwürdigkeiten Roms besah, manche alte Nuiue selbst mit Gefahr bestieg, und aus diese Art die meiste Zeit in Dnrchschauung und Durchstrcifnug verfallener Denkmäler uud in Bcwuudcrnug so mancher künstlerischer Schätze zubrachte. Die Bäder des Caracalla wurden durchsucht, wo man aus lauter Mosaik-Bruchstücken hcrum- wandclt, und noch die Säle zu sehen sind, worin die Gladiatoren ihre Spiele übten, nnd auch sonstige Volks-Unterhaltungen ausgeführt zu werden pflegten. Auch fand man unter diesen Ruinen zuweilen einige Bruchstücke von alten musikalischen Instrumenten, welches dann Gelegenheit gab, über alte nnd ncnc Mnsik und deren Ausübung und Zustand Manches zu sprechen uud zu bemerken, worin auch Goethe bewies, daß er einen richtigen Begriff von gründlicher und wohlgeordneter Musik besaß, und nicht mit Denjenigen gleicher Meinung war, welche jede Musik, geordnet oder ungeordnet,