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Wie man vernimmt ist Saal derzeit mit einem unlängst begonnene» Werke in großen Dimensionen beschäftigt. —
Vor längerer Zeit bat einer der im Park zn Windsor angestellten Arbeiter um Erlanbniß, eine Statue, die in einer der Waldpartie» theilwcise in der Erde versteckt liege, ausgrabcn und sie in seinem Gärtchcn aufstellen zu dürfen. ' Er erhielt die Erlaubniß, unternahm nicht ohne Mühe die Ausgrabung, und binnen Kurzem stand der Fund auf einem Piedcstal und schon weiß angestrichen vor der Cottagc des Arbeiters. Ohne zu ahnen, was er erblicken würde, kam anch Prinz Albert hin, und sah zu seinem Erstaune» ein Werk von großer Schönheit n»d großem Werthe. Sei» lebhaftes Interesse für Alles, was die schöne K»»st aiigeht, trieb ih» an, weitere Nachforschungen anstellen zu lassen. Und man fand nicht mc»igcr als vier a»derc Statue», eine kolossale Gnippe von drei Figuren und zahlreiche Bruchstücke. Der Ort, wo sie so lange verborgen lagen, ist ohne Führer sast nicht zu finde», denn er liegt wol eine englische Meile weit hinter der sogenannten langen Allee im dichtesten Walde: kein Weg oder Pfad irgend einer Art führt hin, nnd das nächste bewohnte Haus liegt zwei englische Meile» weiter hinaus. Sie an einem solchen Orte, von malten Eichen und dichtem Haselgcbüsch umgeben, und von hohem Farrcnkraut überwuchert zu sehe», crimiert lebhaft an Stccveii's Eiitdeckmigen in Centralamcrika. Es war dasselbe Bild, aber in kleinem Maßstabe und in nordischem Colorit. Ein Londoner Bildhauer, Mr. Thornycrost, ist mit der Restauration beauftragt, und in seinem Atelier befinde» sich drei der Statue» und die große Gruppe. Mit Ausnahme einer griechischen Statue von parischcm Marmor sind sie alle vo» einem Meister, Pietro Franeavclia, geb. 1l>38 i» Cambray, und ei» geschätzter Schüler des berühmten Johann v. Bologna, wie aus Inschriften an den Statuen selbst hervorgeht. Der Gegenstand der ersten Gruppe „Venus vertheidigt eine Nymphe gegen einen Faun" ist meisterhaft behandelt. Es ist nach dem darauf verzeichneten Datum das jüngste unter den drei Werken, »»d verräth trotz seiner Vortrefflich- keit in der Komposition, der Zcichnnng und der Anatomie schon einige Spuren von der assectirteu Grazie, welche bei den späteren Bildhauern der italienischen Schnlc zur Earicatur wurde. Vo» den drei Statuen ist die eine ein Acvlus, die andere cm Simso», dem die Hände hinter dem Rücke» znsammengcbnnden sind, und dessen gewaltige Anstrengungen, seine Bande zu zersprengen, dem Künstler Gelegenheit gegeben haben, seine große Gcschicklichkcit in dcr Darstellung der MuskelthätigM und seine anatomischen Kcmitinsse darzulege». Das schönste Werk ist ei» Apollo, eine Stat»e voll jugendlicher Schönheit. Er ist mit eine», K»ie aus eiuc» Fels gestützt dargestellt; dcr rechte Arm ruht aus dcr Leier, dcr Körper ist ein wenig vorwärts gebeugt; der lorbccrbckräuzte Kopf wcndet sich nach dcr rechten Schulter, als lauschte er; die ganze Bewegung der Gestalt ist voll Leichtigkeit und Eleganz. Die Times vermuthet, daß die Statucu zur äußern Verzierung dcr jetzt niedergerissenen „Royal Cottagc" gedient hätten, und daß sie iu Folge einer plötzlichen Laune Georg's IV. beseitigt worden wären.
Theater. — Das Gastspiel der Frau vo» Marrci in Leipzig. Wir haben in unsre» gclegmtlichcn Bemerkungen über das Leipziger Theater bereits mehrfach erwähnt, daß die Oper cntschicdcn das Bcste an demselben ist; sie hat einen ausge- zcichueten Dirigenten, ein wohlbcsetztcS Orchester, und auch die Regie ist neuerdings einem fleißigen, strebsamen nnd gebildeten Künstler übertragen. Was die Solopartien