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Bildende Kunst. — Niels Simonsen, der sogenannte dänische Bcruet, ist der hervorragendste unter allen dänischen Historien- und Schlachtenmalern. Gerühmt werden seine großen Gemälde: Die Schlachten bei Fridericia, Jdstcdt und Fricdrichs- stadt. Der Künstler sandte sie nach Paris, wo er Anerkennung erntete und die Gemälde in Kupfer stechen ließ. Nicht miuder zeichnet sich Niels Simonscn als Kricgsgenrcmalcr, deren es gerade nicht viele giebt, ans. Es erscheint nämlich gegenwärtig eine größere Anzahl allerliebster Bilder von charakteristischen Kricgssccncn, die sich durch Laune, plastische Schlagkraft und überhaupt durch geniale Ausfassung auszeichne», im Handel.
Ein sehr interessantes Werk der Druck- und Holzschneidekunst war auf der diesjährigen Berliner Ausstellung die große Fvlioausgabc des neuen Testaments von Ru- dolph Decker in Berlin, welche schon aus der Londoner Ausstellung bedeutendes Aussehen erregt hatte. Das Prachtwcrk ist mit den Bildnissen der vier Evangelisten und den Vignetten nach Compositivncn von Kanlbach und Cornelius, so wie mit Initialen von Ndalbert Müller geschmückt. Die Zeichnung auf Holz machte L. Burger, an dem Holzschnitt bcthciligteu sich Unzelmaun und die beiden Vogel.
Für das Nadetztydcukmal ist bis jetzt die Summe von Ä8M-I Fl. ö8 Kr. zusammengekommen. Der Kaiser, welcher dazu -1000 Fl. beigetragen, hat anch noch 1l)i) Ceutner Metall ans picmvntesischen Kanonen dazu bewilligt. Dem vorläufigen Plane nach soll das Denkmal den greisen Helden vorstellen, wie er von den verschiedenen, alle Nationalitäten der Gesammtmonarchie umfassenden Truppengattungen auf einem Schilde getragen, mit gezogcucm Schwerte vorschreibt und daS Banner des Doppeladlers als'Sinnbild der Einheit des KaiserstaatcS erhebt.
Professor Drackc in Berlin, der Freund des verstorbenen Dichtermalers Robert Rcinick in Dresden, ist mit dem Relief beschäftigt, welches das Brustbild des Verblichenen enthält und seinen Grabhügel zu schmücken bestimmt ist. Die Aehnlichkcit soll dem Meister trefflich gelungen sein, da er als Freund des Verstorbenen außer den gewöhnlichen Hilfsmitteln der Todtcnmaske und der Portraits noch den lebendigen Eindruck zur vollsten Geltnng zu bringen wußte. .
Die höchst werthvvllen Gemälde, welche der wegen seines Kunstsinnes bekannte, verstorbene Herzog v. Orleans angekauft hatte, sollen am 18. Januar in London öffentlich versteigert werden. Daruuter befinden sich mehrere berühmte Bilder der neuesten französischen Malerschnle; wir machen hier nur einige besonders namhaft: der „Tod des Herzogs von Guise" von Delarochc; Schaffners „I/rMCksvil äi Uimini" nud sein „Ehristus als Tröster", der „Oedipus" und die „Stratoniea" von Ingres. —
Andreas Achenbach, gegenwärtig in Düsseldorf lebend, schickte vor Kurzem vier schöne Bilder nach Cincinnati, wohin auch einige Landschaften von Lcssing folgen sollen. —
Eine kleinere; aber ausgezeichnete Ausstellung der brüsseler Akademie zeigt ein Aufsehen erregendes Bild von de Kaiser: „Tassv im Gefängniß", unter den übrigen Bildern ragen noch in künstlerischer Hinsicht hervor: das „Urtheil Salomo's" von Wappnaer's! Sliuguayr's „Ucberschwemmuug bei Brüssel im Jahre 18!i0" und de Lay's „Altnen- syuagvge zu Prag." —
Zum Präsidenten der kaiserl. Akademie der Künste zu Petersburg ist die Tochter des Kaisers, die Großfürstin Maria Nikolajcwna (verwitwete Herzogin v. Leuchtcnberg) ernannt. Die erste Unterschrift des neuen Präsidenten ernannte den von Heidelberg nach Baden-Baden übergesiedelten Maler Saal zum Ehrenmitgliede der kaiserl. Akademie,
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