13
Im Allgemeinen hatten sie ein gesnndcs keckes Aussehen und nicht ein Einziges besaß diesen scheuen, schielende» Blick, den man so oft in unseren Armen- schnlen bemerkt. —
Für diese ganze Anzahl Kinder befand sich augenblicklich uur eine Lehrcriu, jene junge Dame dort; allein um die gehörige Ordnnng zn erhalten war ihr ein großer rvthhaariger schlecht gekleideter Knabe behilflich, der sein Amt gewissenhast und lautlos verrichtete; so wie serner ein junges Mädchen, die auf die. ganz Kleinen achtete.
In jeder Klasse war der Geschickteste erwählt, die Anderen zu unterrichten; Hier wurde buchstabiert, dort gerechnet, hier gelesen oder geschrieben, oder eine Abbildung von Thicreu uud Pflanzen gezeigt.
In der Klasse der kleinsten Kindern saß eiu süusjähriges Mädchen, welches das Wort Bär buchstabieren lehrte, indem sie eiuc Abbildung desselben zeigte n. s. w. Der übrige Uitterricht bestand in Religion, Gesangbuch- unb Bibel-Lescu, Gesang, Geographie und vaterländischer Geschichte. Die Lehrerin giug ab und zu, ertheilte Befehle, hörte zu, corrigirtc und dies stets mit eifrigem, jedoch mildem Erust. In einer Klasse sollten Rechentafeln gebraucht werden. Ohne Auftrag uud Erlaubniß holte ein Knabe dieselben znm Vertheilen herbei, ließ sie aber alle fallen, wodurch viele entzwei brachen. Sie wandte sich mit den Worten zu deu Anderen „Seht hier, Kiuder, wie es oft zu gehen pflegt, wenn man sich um Diuge bekümmert, die einem Nichts angehen," nnd bestrafte deu Knabe», indem sie ihn in eine Ecke verwies. Es war ein schiefköpfiger, schieläugiger, achtjähriger Knabe, vierschrötig, uubäudig, trotzig, nud schallhaft vvu Aussehen, so recht eiu englischer Enlenspiegcl. Er wollte sich keineswegs ruhig verhalten und die Geduld mit der sie ihn behandelte nnd ihn verhinderte, eine totale Störnug zu bewerkstelligen, lehrte mich, weshalb die Kiuder so lebenSmuthig aussahen. Allein eine solche ragglZä-setiool ist auch eine Freischule im wahren Siuue des Worts, es cristirt in England kein Schnlzwang, die armen Aeltern müssen dnrch freundliche Vorstellungen dazu vermocht werden, ihre Kinder zum Unterricht zu schicken nnd die Gesellschaften, welche diese Schuleu leiten, müssen solche Lehrer uud Lehrerinnen wählen, die es verstehen, ohne Stock sertig zu werden. Es ist indessen ein unrichtiger Anödruck, daß die Gesellschaft Lehrer uud Lehrerinnen wählt, denn die meisten derselben sind selbst Mitglieder der Gesellschaft und verrichten ihr Amt freiwillig und ohne Bezahlung, wie sie es sich auch sehr augelegeu ^sein lasse», bei deu arme» Familien umherzugehen, um dieselben dazu zn überreden, ihre Kittder i» die Schule zu schickem Das Ganze ist ei» für uns fast unbegreifliches Freiheits-System. Die Laster und Fehltritte der ärmeren Volksklasse, ihr Vorrecht, sich der Belehrung zu entziehen und die daraus fließenden, Unheil bringenden Folgen, haben eine liebevolle Aufopferung in andere» Klasse» der Gemeinde erzeugt nud diese ersetzt den Zwang des Gesetzes.