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Die Makkabäer : Trauerspiel von Otto Ludwig.
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wären leicht wegzuschaffen. In dieser Scene, welche mit Gefangennahme der Kinder Lea's endigt, verwirren die verschiedenen Stimmuugeu, welche vom Kriegsschauplatz gebracht werden, anch die Zuschauer. Der Kampf der Parteien dauert zu lange, und es würde förderlich für die Aufführung sein, wenn die gauze erste Hälfte dieser Sccue getilgt würde uud man nnr den Haß der Einleiten und die Ge­fangennahme der Kinder als Folge der Verlornen Schlacht sähe.

Alle Personeil sind mit wenigen, ja mageren Umrissen charakterisier, am ungenügendsten Eleazar. Und in den Situationen ist den Menschen oft nicht Zeit gelassen, daö ihrer Stimmung und ihren Verhältnissen Eutsprecheude zu thuu und zu sage». Nur einige Beispiele statt vieler. Im Anfang ist festliche Stille vor dem Hause des Mattathias. Juda tritt auf, eiueu todten Löwen über der Schulter; er wirft dcu Löwen in eine Felsschlucht, Niemand auf der Sccue äußert Frende oder Verwunderung darüber, daß der Feind der Herden getödtet sei, nicht die kleinen Brüder, nicht die Kränze windenden Mädchen. Die Mutter begrüßt deu eintretenden Juda mit den Worten:Zu deines Vaters Fest kommst du allein u. s. w." Bei diesem Moment tan» die Regie verbessern, was der Dichter weggelassen hat, etwa durch das stnnime Spiel der Nebenpersonen, die sie in Gruppe» um Juda uud dcu FclSspalt bewegen wird, oder noch lieber dadurch, daß sie den Löwen ganz wegläßt. Aber nicht immer ist dergleichen ein leichtes Ver­sehen, oft versäumt der Dichter deshalb seine Personen in den einzelnen Situatioueu das für sie Naheliegende, Zweckmäßige, Verständige sagen und thuu zu lassen, weil er die jedesmaligen Seclcnznstände derselben nicht deutlich und genau genug empfindet. Als z. B. ,am Ende des ersten Actes Eleazar nach Jernsalem zieht, dort die Oberpriesterwürde für sich zu erwerben, spricht Juda kein Wort dagegen, nicht einmal ein Wort der Warnung. Es ist wahr, er ist dem Bruder fremd, er kaun mit orientalischer Ergebenheit dcu Willen der Eltcru respectircu, er ist überhaupt kein Manu vv» vielen Worten, aber in diesem Fall muß er, der Klare, Verständige, Patriotische doch sprechen. Einer von seinem Geschlecht will aus thörichter Lerblcuduug in die Schlingen der Feinde lansen, er kann als abtrünniger Bruder des Juda der guteu Sache nneudlich schaden, er stürzt sich in Gefahren, die ihn selbst verderben müssen, uud gegeu das Alles sollte der große, kräftige, weise Sinn des Jnda auch nicht ein Wort finden? Kein Wort, den Knaben, den eitlen Thoren stark uud überlegen zurccht zn weisen, weuigsteuö die Familie zn warneu? Uud feruer, als im zweiten Act Eleazar als Anhänger der Syrer, als Verführter uud Ueberlänfer am Todtenbett des Vaters und beim Auöbruch des Ansstaudcs gegenwärtig ist, hat Juda wieder kein Wort, keiue Handluug für diese», jetzt, wo es unpolitisch,, unrecht, unverantwortlich ist, dcu Schwächling wieder an den Syrcrhof zurückzulassen; versucht er weder durch Gewalt uoch Grüude ihn abzuhalten. Und ähnliche Unvollkvmmeuheitcn der Empsiuduug