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Briefe vom ungarischen Reichstage. V.
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Briefe vom ungarischen Reichstage.

V.

Die Adresse wäre also nun, wie vorauszusehen war, auch in der Rcichssitznng der Stände glücklich durchgegangen. Damit die Diskussionen nicht in'S Un­endliche verlängert werden, beobachten die Stände den löblichen Gebranch, das, in den Reichssitzungen der Stände nur Diejenigen sprechen, die gegen den Ent­wurf sind, die für denselben sind, schweigen. Es ist ein seltsames Schauspiel, die Conservativcn vom schwersten Caliber bis zur feinsten Filigranarbeit nach einander in die Schranken ziehen zu sehen. An der Spitze war natürlich Graf Sz,!ch«zny>. Doch war Alles umsonst, die Majorität blieb, und der Entwurf wurde heute schon an der Magnatentafel vorgenommen. Gleich nach der Adresse setzten die Circularsitzungen ihre Arbeiten fort, und nach Beendigung der Alimentationsfrage (Punkt II. der k. Propos.) wurde die Steuer verhandelt. Die Kriegöaliiuentatiou betreffend, würde eiu Ncichscomitv z» ernennen sein, das auf Grundlage einer dem Aerar für Uebernahme der Snsteutation des Militärs jährlich zn bezahlen­den Summe von 1 Million Gnldcn in Conv. - Münze die nöthigen Anord­nungen zu treffen hat, diese Last von den Schultern des so sehr gedrückten Land­volkes zu wälzen.. Die Steuerfrage rief eine sehr interessante Debatte hervor, deren Vorkämpfer wieder Szechsnyi uud Kossuth wareu. Doch diesmal handelte es sich nicht um Prinzipien, sondern um die ^Ausführung. Die Jnstructiouen der Comitate sind in dieser Beziehung präcis, und die Prinzipiendisknssion würde zu nichts geführt haben. Man verstand sich daher zur Abstimmung, und vollzog diese nach drei verschiedenen Gesichtspunkten. Zuerst wurde über die Domcstical- steuer votirt. Dies ist nämlich diejenige Stener, welche der inisoiu plebs am Lä­stigsten fällt, und diese Frage ging in der Weise durch, daß die Majorität sich für Tragung derselben entschied. Dann wurde über die Kriegssteuer gekugelt, die­selbe wurde aber von den meisten Comitaten aus dem Gruude zurückgewieseu, weil der Adel jetzt ohnehin noch verpflichtet ist, Jnsurrectionsdienste zu leisten, und demnach mit Annahme dieser Stener eine doppelte Last tragen müßte. Auch wäre diese Frage, falls sich die Regieruug iu die Initiative setzte, und einen Vor-

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