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III.
Au6 Prag-
lVersMct.I
Die Trafen Salm und Stavio«. — Hemmung der Privati»ildlh.Uigk«ir. — Die Berwaltnng der Nord- l'.ihn. — Nu^lvsc Uiit-rsuchun.,en. — Vertreter dc« HaudclSstnndcS.
Sie wissen wahrscheinlich schon ans jenen Quellen, die Ihnen so reichlich über unsere ständischen Verhältnisse fließen, daß das Gerücht vvn der Exklndirung der Führer der Opposition sich nicht bestätigte. Gewiß aber ist es, Daß ein von diesem Acußcrsten nicht sehr verschiedener Antrag gestellt wurde. Die Stellung des Landtagsdircktors Grafen Salm ist durch die neuesten Ereignisse eine abnorme geworden, nun hören wir, daß Graf Rndolph Stadion, bisher Gouverneur von Mähren, ihm znm Nachfolger ernannt worden sei. Ein Personenwechsel thutS aber in dieser leider so sehr verfahrenen Sache nicht mehr, wenn nicht auch das bisherige unheilvolle System in dieser, wie in so mancher Angelegenheit gewechselt wird. So weit wir übrigens die hiesige Wirksamkeit des Fürsten Lobkowitz kennen zu lernen Gelegenheit hatten, zweifeln wir an seiner Macht die ständischen Wirreu zu ordnen, da die Stände hier wie in den übrigen Provinzen Dinge in das Bereich ihrer Wünsche gezogen haben, die nicht bloS ihre Rechte, sondern mehrere administrative und finanzielle Lebensfragen betreffen und sich weder gewähren noch zurückweisen lassen, ohne zugleich über Sein oder Nichtsein der bisher befolgten Maximen zu entscheiden. Möge eine Verständigung bald erfolgen'), da ohnehin die Stimmungen und Aussichten hier nicht sehr heiter sind, die Sorge für den Winter mit dem Nähcrrücken desselben immer mehr wächst, da die'Geldrkosis so lähmend aus Gewerbe und Handel wirkt, und die Thcurung aller Lebcnsmittcl fortwährend im Steigen ist, ohne daß irgend etwas geschieht, um die drohende Noth der untern Bolksklassen dnrch irgend eine sachgemäße Vorkehrung zu mildern, obwohl diese Noth viel üblere Folgen haben kann als im vorigen Jahre, wo die Massen dnrch die Vorstellung beschwichtigt wurden, daß der herrschende Mangel dnrch die unabwendbare Kalamität des Mißwachscs entstanden und gewachsen sei. In diesem Jahre aber, angesichts der reichlichen Erndte, wird cS wohl schwer sein, ähnliche Bcschwichtignngsgründe znr Geltung zn bringen. Weit entfernt, die Allmacht, NllwciShcit und Allwissenheit der Polizei anzurufen, zur Wahrung gegen das drohende Uebel — wie unwirksam sie in derlei Dingen, hat im vorigen Jahre überall die Erfahrung gezeigt -— sollte im vorliegenden Falle mehr der Gcmcinsinn nnd die Selbstthätigkcit der Bürger Rath und Hülfe schaffen, wie dies voriges Jahr besonders in mehreren rheinischen Städten geschehen nnd mit bestem Erfolge. Bei uns ist mau leider der sclbstständigen Bewegung zu sehr entwöhnt, man findet cS viel bequemer, bei jedem Steine der im Wege liegt, die Wärterin anzurufen, damit das unbeholfene an's Gängelband gewohnte Kind ja nicht falle; selbst die Wenigen, aber die Muth, Kraft und Gemcinsinn geuug fühlen, um eine Hülfe dnrch bürgerliche Vereinigung zu versuchen, sind dagegen durch allerlei administrative Beschränkungen gehemmt. So z. B. haben einige wohlwollende znr Hülse bereitwillige Männer die Idee einer Aktienbäckcrei zn Gunsten der ärmeren VolkSklasscn angeregt, mnßte» aber bald davon zurückkommen, weil jede Acticngescllschaft, ohne Ausnahme, selbst wenn die Vorbereitungen dazu das Labyrinth der Lokal- nnd LandeSbe- Horden im Schneckcnschntte passirt haben, znm Schlüsse noch die Bewilligung des Hofkammerpräsidiums erlangen muß, ehe diese aber bei dem dort nicht minder wie überall herrschenden, schleppenden Geschäftsgänge zu erhalten, wäre bereits längst die künftige
*) Wie miß von andern Seilen gemeldet wird, hat diese Verständigung zum Theil stattgefunden, in dem die Regierung die Steuercintteibung jenec vielbesprochenen 50,000 Fl. suöpcndirt hat.