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Tagebuch.
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der Pesther Zeitung, sind nach wie vor die Großmeister der ungarischen Journalistik. Sie müssen nämlich wissen, daß die gcsammte, sage die gesammte Journalistik den Wänden dieser Divieurcu anvertraut ist. Heckenast und Landerer sind im Besitze des Budapcsti Hiradä, der Pesther Zeitung (diese war der Lohn für Kossuth's Weglockung vom pesti Iliilap), des l^sti Hirl»j>s nud unserer besten belletristischen (liberalen) Blät­ter der Aliztlcos^K. Nun kauften sie noch das vivilllilj», so daß außer dem iltiixlviü, einem nichtssagenden Modcjournal und der Kem/vti l)j«il5, einem Muckerl'latte und dem .IvloiiKov, der in Szvchunyi's Händen, kein ungarisches Journal besteht, das nicht dem gewaltigen Scepter der Herren Heckenast'nnd Landcrcr huldigte. Und doch gibt es bei uns patriotische (ohne Ironie gesagt) Aristokraten, die enorme Summen sür die Ausstattung ihrer Maitrcsftn verschwenden und die, gehörig angegangen, gewiß auch sür unsere Journalistik einiges Geld opferten. Die l5lLtI<v>,«z><, das »iv!,tl-i>, (bisher Eigenthum des geachteten Literaten Johann Erdelyi) müßten nicht jenen geldgierigen gesinnungslosen Speculantcn zum Opfer fallen. Schließlich berichte ich Ihnen noch die Neuigkeit, daß Graf Franz Zichy, bisher Dircctor der Ccntral-Eisenbahu, zum Prä­sidenten des Censurcollcgiums nnd zum wirkliche» Gehcimrathc ernannt wurde. Wahr­scheinlich soll er als Censor Buße thun für das, was er als Dircctor einer Eisenbahn dem wirklichen Fortschritte geleistet. Es steht zu erwarten, daß dieser Mann, gewohnt an die Leistungen des Dampfes, nun auch mit Dampf streichen werde. Prosit!

Magyar.

IV.

Ans Leipzig.

l,i> «1<!i'»5i>l>-iuu»? Iil»«r-lls. Wie >»>i» ein Denkmal setzen muß! Die Herrn vom Wcchseleongrcß.

Sremde Schriftsteller. Ein neuer Tenor. Thcatcrlnckcn. Gottschall'S ,,Blinde von Älkara". _

Uel'crschendcLumpensammler". Privilegien französischer Autoren beim deutsche» Publikum.

Die modernen Kreuzfahrer, die Meßrciscudcn haben nnn ihre Zelte abgebrochen und sind sammt nnd sonders, Ritter, Reisige nnd Knappen nach ihrer Hcimath zurück­gekehrt. Die heilige Stadt an der Pleißc ist erstürmt worden nnd die Beute war diesmal sehr ergiebig. Das Kreuz, das jeder seit dem vorigen Nothjahr auf dem Nucken trug, ist nun aufgepflanzt worden. Wir wollen nicht nntcrsuchm, wer die reichsten Trophäen erobert, wer König von Jerusalem gewesen, ob ein Tuch- oder ein Lcderhäudler Gott sei Dank! Jerusalem ist nun befreit von all' d.n langnasigcn und kurzathmigen Kümmcltürkeu, aus denen die Mehrzahl der sogcnamten Meßrcisen- den besteht; auf dem Museum sind nun wieder die Zeitungen befreit aus den Händen buchstabirendcr Eroberer, im Nosenthal nehmen die einheimischen Srickstrumpfsrenden ihren historischen Sitz wieder ein, die alte Langeweile herrscht nnn wieder in der hei­ligen Stadt, und statt über Waarcnballcn stolpert man bei jedem Schritt über einen Literaten -- wie herkömmlich.

Doch o nein seien wir nicht ungerecht! Seit dem Ab/ng der Meßreisenden haben wir eine große, eine ungeheure Feierlichkeit begehen sehm, zu der die Völker von näh und ferne Snmma Summarnm etwa tausend Mengen (Kinder unter zehn Jahren zählen wie Erwachsene) herbeigcwallfahrt" sind. Ei>e hiesige Privatgesell­schaft, tics besorgt, daß das Andenken an einen kleinen Vorfall, dl am 18. Oct. 1813 unter dem Namen die Schlacht bei Leipzig stattgefunden, schwinden kMntc, und mit Bekümmerniß bemerkend, daß man in allen Geschichtswerkcn nicht die mildeste Notiz über jenes nicht uninteressante Gefecht findet, welches, wie einige Leute bhauptcn, drei Tage gedauert