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Deutsche Reisende in der Fremde.
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ungarischer Poeten geläufiger, als das Leben der Deutschen in Siebenbürgen, das zu einfach und praktisch vernünftig ist, um die Folie der Poesie wünschenswert!) zu machen.

In Bukarest ist der Verfasser ganz im Orient.Diese Hütten, ans Holz und Lehm flüchtig zusammengeklebt, aus denen die Hauptstadt desRomanenrcichs" größtentheils besteht; diese zeltartig mit spitzem Giebel an einander gelehnten Buden, welche als Karawan - Serai ihren Mittelpunkt bilden; diese niedern Kir­chen in byzantinischen Formen, mit ihren Knppeln und dicken Glockcnthürmcu; diese engen, krnmmen Straßen, in denen sich das sonderbarste Gemisch aller Na­tionen und Volkstrachten auf- und abdrängt geben sie nicht schon dem flüch­tigen Beobachter ganz das Bild, unter welchem wir uns deu orieutalen Typus veranschaulichen? Und wenn wir dazwischen moderne Paläste im pseudo-autikeu Kompilatorenstyle des-19. Jahrhunderts gewahren, wenn wir eleganten Equipa­gen mit den feinsten Pariser- und Wiener Toiletten gefüllt begegnen, wenn wir Compagnien in Uniformen nach dem neuesten Schnitte mit europäischer Präcision dahcrmarschireu sehen, wo wir eher den thurmartige» Kalpak des Fanarioteu und den Turban des Oömanli uns heimisch denken gelernt haben, sind wir nicht eher befremdet von diesen Erscheinungen, und geneigt, sie für Abnormitäten zuhalten?"

Das hindert aber nicht, mit derselben Sorgfalt, hier wie in Nustschuck und Galatz, wohin von da aus die Reise geht, mit großer Aufmerksamkeit, soweit es der flüchtigen Wanderung möglich ist, das politische sociale Leben zu betrachten.

Coustantinvpel ist nun der Mittelpunkt der Reise, und der Verfasser hat es leicht, durch den bnnteu Wechsel der verschiedenartigsten Bilder angenehm zu unter­halte». Was er von historischen Notizen uud politischeu Betrachtuugcu gibt, will nicht viel sagen, deuu es kommt ans der dritten Hand, und ist außerdem das gewöhnliche Räsonnement. Dagegen wird die Lebendigkeit uud Wahrheit der ein­zelnen Schilderungen durch die uugesuchte, freilich etwas nüchterne Sprache nur noch glaubwürdiger.

Die Zustände Athens schließen das Ganze. Des Baiers patriotisches Herz schlägt auch uoch in der Ferne für den Sprößling seiues Köuigöhauses uud er endet mit der Versicherung, daß wenn auch von den politischen Parteien, die sich gegenwärtig an der Negierung des Landes betheiligen, eine nach der andern fallen sollte, dennoch der Thron König Otto's unangetastet feststehen wird, weil seine Stützen in den Herzen des Volkes aufgerichtet sind.

4. I. U. Lraigher

Ein vollständiger Gegensatz zu den vorerwähnten Reisenden mit seiner durch nnd durch praktischen Auffassung ist der schwärmerische, katholische Reisende,

*)Erinnerungen aus dem Orient." Trieft, 1847. Favargcr. Greuzbotcu. IV.

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