118
2. Liirst Piickler*).
Es sind jetzt ungefähr zwei Jahrzchendc, daß ein neugieriges Publikum zum erstenmal in die Salons der hohen Aristokratie eingeführt wurde, iu die Zirkel der mächtigsten Aristokratie, welche Enropa kennt, der Euglischen. Damals begann überhaupt der hohe Adel, der eine Zeitlang in der Literatur gefeiert hatte, sich eifrigst dieser Beschäftigung anzunehmen, die nnn neben der Jagd nnd den 8tv<!>>I«z-l^msos zn den nobeln Passionen gerechnet wurde. Ein deutscher Fürst war es, der uns die objective Welt iu vielen ihrer geheimen Beziehungen, in der buuteu Beweglichkeit eines Panorama's, das sich über Enropa, Asien und Afrika ausdehnte, auszuschließen uutcruahm, wie bald darauf eine deutsche Gräfin die intimsten Empfindungen cincö hochgeborenen Busens der Populace zur Schau stellte. Der Fürst ging in seiner Objektivität weiter, als es den gemeinen Erdensvhnen möglich ist; er aMimatisirte sich auf eine wunderbare Weise; und wenn er indem freien Albion deu voruehmen Jokcyclnbbistcn ebenso gut zu spielen verstand, als den Fuchs- Hetzer, so wurde er im Orient znm Türken, er ranchte mit den Orientalen im Feß und Kaftau türkischen Tabak, schlürfte schwarzen Kaffeebrei nnd was sonst die Landessitte mit sich brachte. Vielleicht würde er bei den Hottentotten sich in Schaffelle kleiden, bei den Irokese» dem geistreichen Gesicht eine Tinktur vou Schlaugeukuäueln oder Todtenköpfen geben. Dabei behielt er aber stets das Bewnßlsei» ciucs vornehmen Mannes, der nnr momenta» eine Maske trägt, und irouisirte sich selbst in seiner Verpuppung. Der echte Aristokrat ist ein geborner Kosmopolit; frei von der Scholle ist nur, wer nicht an die praktische, unmittelbare Thätigkeit des realen Lebens mit seinen Sorgen und Mühen, nicht an die Schranken der eugumgrenz- tcn sittlichen Welt gekettet ist.
Der größere Theil der Mittheilungen, die wir hier über des Fürsten Freund empfangen, deu barbarischeil Verehrer und Verbreiter der europäischen Civilisation, über seine weiten Neformpläue, die Versnche uud Hindernisse seiner Politik, die Kriegöthatcn seines tapferu Sohnes, siud nns schon früher, wenigstens theilweisc in Zeitschriften zu Gesicht gekommen. Die interessante Znsammcnknnft des Fürsteu mit der Königin der Wüste, der Lady Esther Stanhope, in welcher der Erstere das ganze Selbstgefühl eincö graziösen Chevaliers der alten Bildung entwickelt; die verunglückten Versuche, in dem Feldzng Ibrahims in Syrien, wenigstens den Antheil eines Beobachters zn nehmen, die halb von der Ironie der Aufklärung zersetzte gläubig-cnthnsiastische Stimmung im Besnch der Heiligthümer des Jordan, die Unterhaltungen mit den Beamten des alten ViccloUigS, die Abenthener iu der Wüste — dies Alles gibt der Reise einen eigene» pikante» Anstrich, der durch
*) „Die Rückkehr." Vom Verfasser der Briefe eines Verstorbenen. Berlin, I84V —47. A. Dunckcr. 1r Theil: Acgypte». Ar Theil- Syrien.