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arzt dazu Hecheilassen, selbst wenn es ihm seine Excellenz als Hofkriegsrathsprästdent befehlen würde.) Er verleiht ihnen den „Charakter," aber der gehört nach ihm nicht zur „Auszeichnung" des Offiziers.
Wir haben überhaupt, in der ganzen civilisirten Welt kein Analogon für die schlechte Stellung und Bezahlung der Feldärzte. Stirbt der Oberarzt, so wird ihm alle Achtnug erwiesen, er wird nach dem Reglement als Oberlieutenant begraben; sein Vorgesetzter, der Negimentsarzt, nur als Unterlientenant, und der noch höher stehende Stabsarzt gar als jüngster Oberlientenaut!! Ja den Titel „Herr", der ihm als Doetvr gebührt, mußte sich der Oberarzt durch die lächerliche Aumaßnng eines Auditors erzwingen, der ihm gegen seinen Willen durch sein Betragen zum Rechte verhalf. Die Barbarei in der Stellung des Oberarztes sahen alle Offiziere ein; der greise Held, kommandireuder General der italienischen Armee, Graf Nadetzty, und der verstorbene F. M. L. Langenau nähme» sich ihrer in einer beredte» Eingabe au deu Hofkriegörath a». Stimmen ans allen Provinzen wurden lant, uud es gibt wohl keinen einzigen Oberst, vielleicht keinen einzigen Offizier — zur Ehre der Armee sei's gesagt — der sich nicht offen ausspräche gegen eine so auffallende Verhöhnung jeder Bildung und Entweihung der Wissenschaft.
Nach dem neuen Plane erhielte der Oberarzt Ofsizierscharakter ohne Offiziers- auszeichnuug; der Negimentsarzt trägt Offiziersanszeichnung ohne Offizierscharakter. Es ist Witz darin. —
Der Offizier, so wie der gemeine Mann erkennt nur iu der Auszeichnung den Offizier; sonst könnte Jeder ans dem Civilstande im schwarzen Frack und runden Hut gleichfalls auf Offizieröehreubezengnngen bei der Mannschaft Anspruch macheu. Der Oberarzt bleibt daher in Zukunft eben so abgesondert und entfremdet dem Militär, als jetzt; so lange aber vertröstet, und am Ende selbst bei erfolgter Reorganisirnng gar nichts gewinueud, denn ohne Auszeichnung dient er auch gegenwärtig, läßt er alle» Muth sinken, würde er gänzlich theilnahmslvs, abgespannt, gleichgültig im Dienste, kaum daß er uoch die uothweudigsten Formen bewahrte. Er weiß, unter 30—40 Dienstjahren wird er nicht Negimentsarzt, entlassen darf er nnter keiner Bedingung werden, bei dem höchste» Eifer für Wissellschaft und Aufopferung seiner Gesundheit wird er um keiue Stunde früher befördert; harrt nun seiner keine Anerkennuug, keine Allszeichnung, was soll ihn anspornen?
In den kümmerlichsten Verhältnissen ohnehin lebend, wird ihm seine Existenz noch verleidet durch die steten Zurücksetzungen und das schadenfrohe Lächeln und Bedauern besonders jüngerer Offiziere über seine Stellung und Uniformirnng; ja schämt man sich fast höhereil Ortes so sehr des Militärarztes, daß ein General bei der Bnndesinspection im Jahre 1841 einen Arzt deshelb, weil er neben seinem Truppenkörper, während selber desilirte, einherging, zum Profoßen schickte. — Er weiß ferner, daß Doctoren beim Hofkriegsrathe nie mehr als ION Fl. jährlich als