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Studentenbilder. I.
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309
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Studentenbilder.^^

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Blondlockig, blauäugig ein ziemlich sicherer Grieche und ge­wiß ein vortrefflicher Lateiner so trar er, Adalbert, noch nicht acht­zehn Jahre alt, aller Erwartung voll, die erste Reise nach der Univer-« sität an. Wir lassen ihn selbst erzählen:

Der Vater nnd die Mutter hatten mir das Geleite bis Dresden gegeben. Dentschland wußte noch nichts von Dampfwagen und Ei­senbahnen, die fünf Jahre später die Wanderpoesie zu vernichten be­gannen, und zwischen Dresden und Leipzig lagen zwei Tagereisen, wenn man nicht grade mit der Eilpost fuhr, deren rasche Bewegung nach der Meinung meiner Mutter der Brust schadete, wie sie nach der Ansicht meines Vaters nicht geeignet war, einen Kasten mit Betten, eineil zweiten Kasten mit Büchern, einen dritten Kasten mit Wäsche und Kleidern und endlich nebst Mantel, Hutschachtel, Regenschirm und Fußsack den jungen Studenten selbst auf eine billige Weise in die Universitätsstadt zu bestellen.

Aber es gab Lohnkutscher, die den unbestrittenen Vorzug hatten, daß ihren Abgang zu versäumen ganz unmöglich war, weil sie einen Jeden ihrer Passagiere an Versänmniß weit übertrafen und auf den Achsen ihrer schwerfälligen Fuhrwerke hatten noch viel verwickeltere Exi­stenzen Raum, als die eines angehenden Studenten. Der Wagen, der mir hinlängliche Besinnung lassen sollte, mich auf den Eintritt in die akademische Laufbahn, ja selbst auf den Aufbruch dazu vorzubereiten, stand in der großen Brüdergasfe. Die Abfahrt war früh sechs Uhr angesagt. Eine halbe Stunde vorher flössen die ersten Thränen mei­ner Mutter, aber als wir auf dem Platze anlangten, wo ich mich von

Grenzbvten. IV. 1846. 42