T a g e b u eh.
i.
Aus Wien.
Schleswig-Holstein. — Oesterreichs Ruf. — Die Aussichten an der Donau. — Die Beamten und ihre Noth. — Nothwendige Korruption. — Das neue Anlehen. — Rothschild. — Börsenzustände. — Die Kornwuchercr. — Eine Anekdote. — Galizische Zustände. — Die Militärsendungen. — Die Regierungen und die Bauern. — Ausdehnung des Srandrcchts.
Der Herzog von Schleswig-Holstein-Glücksburg ist hier gewesen und bei Hofe mit allen ihm zukommenden Ehren empfangen worden. Er hatte den zweiten Tag gleich eine lange Unterredung mit dem Fürsten Metternich und denkt man daran, wie sich Oesterreich gleich Anfangs in der Schleswig-Holsteinschen Angelegenheit benommen, welche Jnstructio- nen nach Frankfurt gingen und wie der österreichische Beobachter hier keinen Schritt der Opposition unerwähnt ließ, so muß ,'es nur wundern, warum der Herzog nicht früher schon seinen Blick nach Wien wandte, der einzigen Macht, die selbst auch mit weniger Vorbehalt als Preußen sich für die deutsche Sache der Herzogthümer ausgesprochen. Man hat sich leider in Deutschland gewöhnen müssen, Oesterreich wie einen Menschen zu betrachten, der zwar in seinen vier Pfählen ein ehrlicher Mann, aber für seine Umgebung kalt, verschlossen, theilnahmlos und egoistisch dasteht.
Die Anwesenheit eines zweiten „hohen Hauptes" geht hier spurlos vorüber, jenes des Vladika von Montenegro. Es ist eine Ironie deS Aufalls, daß er hier die Erlaubniß von Petersburg abwartet, um jene nordische Kaiserstadt zu besuchen. Sie werden fragen, wozu es nothwendig ist, erst die Erlaubniß zur Reise einzuholen? Der Vladika ist Pensionair von Rußland, er bezieht jahrlich ein paar tausend Dukaten daher, und wenn der Diener eine Aufwartung machen will, muß er doch erst fragen, ob er kommen darf und angenommen wird! Also in Oesterreich, dem natürlichen Schutzherrn der untern Donaugegenden, wartet dieser