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Doch nicht selten versteht er seinen Souffleur falsch, und dann kommt die sonderbarste Unwissenheit im Gewände der Lächerlichkeit zum Vorschein.
Hr. Kossak, der Verfasser obengenannter Broschüre, ein Mann von philosophischer und gründlich-musikalischer Bildung, hat sich die Mühe genommen, eine Masse Feuilletons von Nellstab in der Voß'schen Zeit,, mehrere Jahrgange des verschollenen Musikblättchens Iris, und drei Bande sonstige Schriften von Nellstab durchzustöbern, um das ästhetische Princip der Nellstab sehen Kunstkritik aufzufinden/ — er hat vergebens gesucht. „Es ist uns dieses nicht gelungen", schreibt Hr. K., ,,denn bald sollte es die Kürze der Zeit, bald das Unpassende des Orts sein, wodurch der Kritiker verhindert wurde, uns Definitionen über ihre eigenen Principien zu geben. Selbst die Pariser Briefe, deren dritter Theil ganz dem musikalischen Element gewidmet ist, schienen Hrn. Nellstab noch kein geeigneter Ort zu sein, um ausführlicher zu werden. > In der Iris endlich, einer musikalischen Zeitschrift, wird die Definition ganz abgelehnt." Hr. K. hat sich einer Danaiden - Arbeit unterzogen. Mit der schärfsten Lauge der Polemik wird man diesen kritischen Mohren nicht weiß waschen, so lange er in der Voß'schen Zeitung herrscht und so lange die andern politischen Zeitungen Berlins nicht kenntnißvolle, urtheilsfähige und stylgewandte Feuilletonisten engagiren, die immer schlagfertig sind, Anmaßung, Bornirtheit und Parteilichkeit gründlich abzufertigen. G.
III.
Aus Leipzig.
Das Feuer und die Löschenden.— Vorschläge im Interesse der Mcßreisenden. — Wachsmuth. — Laube's Novellen. — Neue Dramen.
Der Brand des Hotel de Pologne und des nebenanstehenden Hauses ist in hundert Eorrespondenzen in so minutiösen Details besprochen worden, wie es nur in einer so neuigkeitsdürren Zeit möglich ist, wo jeder Nachrichtsfunke gleich als Flamme durch alle Blätter fährt. — Die Zerstörung eines großen, vielbesuchten Meßgasthofs ist kein politisches Ereigniß, wohl aber gehört es halb und halb zur Politik, wenn der Bau und die Rettungsanstalten einer Stadt der Art sind, daß bei einem Brande von zwei Hausern zwölf Personen das Leben verlieren, von den Verwundeten gar nicht zu sprechen. Die Ursache dieser unerhörten, bei dem Brande von Hamburg kaum größeren Opferzahl, sollte näher kritistrt werden; die Löschanstalten und Brandvorkehrungsmittel in einer der größten Meßstädte, wo so viel Eigenthum aufgespeichert ist, wo so viele Menschen zur Meßzeit sich drängen, sind ein Gegenstand von allgemein deutscher Bedeutung und die Leipziger Correspondenten sollten hierüber nicht mit unzeitigem Localpatriotismus den Mantel der Nächstenliebe werfen. Das Unglück in der Hainstraße und das wunderbare Gluck, daß der Brand in diesem engen, unzugänglichen Stadttheil nicht