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eines in ganz Deutschland auf den Eisenbahnen durch einen Unfall zu Tode gekommenen Personen ist 4, also nur der zehnte bis zwölfte Theil der allein in Berlin lediglich im Wasser Verunglückten. Sogar das Baden im Freien ist ungleich gefahrlicher, denn wahrend z. B. in Berlin 1843: 7, 1844: 4 Personen (männlichen Geschlechtes) beim Baden ihr Leben verloren, fanden in dieser Zeit nur I resp. 2 Menschen auf sämmtlichen deutschen Eisenbahnen durch einen Unfall ihren Tod. In London verlieren 250 bis 30V Personen alljährlich durch Unfälle beim Fahren ihr Leben, während in ganz Europa die Eisenbahnen nicht so viele Opfer kosten. Es ist sogar bei Weitem gefahrvoller in den Straßen von Paris zu Fuße zu gehen, als auf den französischen Schienenwegen zu fahren; denn die Zahl der in den Straßen der Seinen- resioenz umkommenden Personen ist jährlich 46V bis 48V, während bisher das jährliche Marimum der Todesfälle auf den Eisenbahnen Frankreichs 56 war. — Legt man die Frequenz der Berlin-Anhalt-Eisenbahn zu Grunde, so wurden im Jahre 1844 auf je 10 Meilen Bahnlänge etwa 43V,VW Personen befördert. Um diese Personenzahl nach einem Punkte gleicher Entfernung zu schaffen, würde auf der Chaussee eine Schncllpost (ll) Personen taglich) hin und zurück 118 Jahre bedurft haben; da nun nach dem Durchschnitte des unglücklichsten Jahres in Deutschland erst auf 45 Meilen Bahnlange ein Todesfall kommt, so müssen 472 Jahre vergehen, ohne daß die Schnellpost Veranlassung des Todes eines Reisenden ist, wenn man behaupten will, es sei mit dem Personentransport auf Chausseen nicht mehr Gefahr verbunden, als auf — Eisenbahnen.
— Von Dr. Alexander Jung ist ein Buch: „Königsberg und die Königsberger" erschienen. Schon vor einigen Jahren ließ der Professor Rosenkranz „Königsberger Skizzen" erscheinen; aberstatt kerniger, plastischer, saftiger Schilderungen aus dem wirklichen Leben Königsbergs erhielt man weiter nichts, als zuweilen recht spaßhafte, philosophisch-krankhafte Eonjecturen und Hypothesen, die sich von der Tracht der Dienst- madchen bis in den Mittelpunkt der sublimsten Metaphysik verirren mochten. Da die königsberger Bewegungen, wenn auch mehr in jüngstvergangener Aeit, als gegenwärtig, den Blick Deutschlands dieser Stadt zugewendet haben, so wäre eine kernige Schilderung des wirklichen Königsbergs noch immer von Interesse. Aber eine solche saftige, lebensvolle Darstellung sucht man ganz vergebens auch in dem vorliegenden Buche von Jung. Er folgt vielmehr seinem Meister Rosenkranz in Hypothesen und Eonjecturen und führt sich durch Königsberg philosophisch spazieren. Es liegt ein besonderes Etwas zwischen dem Herrn Jung und der vollen Wirklichkeit des Lebens, dies ist die philosophische Schule. Wie er sich auch müht, er kann des vollen Lebens nicht Herr werden, er sucht sich in bloßen Reflexionen zu entschädigen, dadurch aber erhalt sein Buch den Charakter einer unerfreulichen Sterilität. Herr Jung gibt den Socialismus als das eigentliche Element seines Buches an. Er hat sich einen Socialismus zurccht gemacht, der von dem wirklichen kaum etwas ' Anderes hat, als den Namen. Am meisten Socialismus finden wir in folgenden Stellen des Buches: „Die Gräsin Rossi, die frühere Sonn-
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