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Tagebuch.
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ling und mit ihm ein blühendes Stück Andacht rauben! Ja Andacht, Bewunderung der Allmacht Gottes, erweckten schon in mancher Brust die Lieder des Sangers der Frühlingsnächte; oder was war es etwas anders, das einen Dichter alter Zeit zu dem wundervollen Liede begeisterte, das also anhebt:

Komm Trost, der Nacht, o Nachtigall!

Laß deine Stimm' mit Freudcnschall

Auf's Lieblichste erklingen!

Komm, komm und lob' den Schöpfer dein,

Weil andre Vögel schlafen fein

Und nicht mehr mögen singen.

Laß dein Slimmlein laut erschalle»,

Denn vor allen

Kannst du loben

Gott im Himmel, hoch dort oben."

Wollt ihr besteuern, so besteuert doch die Reichen mit ihren Luxus- creaturen: dumme Krähen aus Indien, Papagaien genannt, Affen, nutzlose und gefährliche Hunde, englische Reitpferde und überflüssige La­kaien; aber laßt dem Armen seine Nachtigall, seine Lerche, seine Grase­mücke und was der harmlosen Freuden mehr sind, denn er kann die Steuer nicht bezahlen.

Die Opernferien sind abgelaufen und die kgl. Oper hat zu Ansang dieses Monates ihre Vorstellungen wieder begonnen und zwar acht deutsch mit:i^v» «liiimilnts >!« >it «.nmoniiv" (Text von Scribe Musik von Aubcr); die nächste Oper war:I^'eli-jitl- u"itinm'v" vom Maestro Donizetti, und die erste neue Oper in diesem Jahr wird von Mr. Halevy sein, nämlich:l^es tiai« m»u8«iuvti»irt!8 6e in ivino". Das sind die Thaten der ersten deutschen Oper Preußens; allein es ist nirgends anVers, nirgends besser, und in der allgemeinen Calamität findet die besondere einige Entschuldigung. An dem Tage, wo Fräul. Tuczek wieder auftrat, nachdem sie in Danzig, Stettin, Magdeburg und Dresden mit glücklichem Erfolge gesungen, standen in der vossischen Zei­tung nicht weniger als drei Stück Gedichte an diese Sängerin, und eines (Akrostichon) an Herrn Eoulembier, den Besitzer einer hölzernen Bude aus dem Dönhofsplatz und eines Sonnenmikroskops in der Bude. Daß diese Poesien mehr im Magen, als im Kopfe, d. h. aus Hunger, nicht aus Begeisterung stammen, ist begreiflich; sie sind gewiß sehr billig zu haben und die Jnsertionskosten wahrscheinlich das Theuerste dabei.

Die Haupttendenz unserer beiden privilegirten Zeitungen nämlich, scheint vorzugsweise das Geldmachen zu sein; und namentlich hat die Vossische, die einem reichen Justizrath, Namens Lessing, gehört, die Politik der Jnsertionsgebühren auf das Ersprießlichste ausgebildet. Was sonst von Politik in diesem Blatte vorkommt, will nicht viel Großes bedeuten; aber jedenfalls ist es von Hrn. Lessing sehr politisch, eingesandte Artikel, die vom größten Interesse für ganze Provinzen und Regierungsbezirke des Staates sind, nicht nur nicht zu honoriren, sondern sich dieselben noch obendrein vom Verfasser und Einsender mit baarem Gelde, gleich Annoncen, bezahlen zu lassen, wo denn ein solcher Artikel, von etwa zwei