Contribution 
Sociale Skizzen aus Paris.
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die neue Einrichtung ebenfalls schon aufgenommen, und doch ist die­selbe nicht älter als ein Jahr. Es scheint, daß man seit denFind­lingen," deren sich Samt Vincent de Paule annahm, für diese armen Kleinen noch nichts so Gutes gethan hat. Und auch hier sind es wie­der Frauen.... In der That, Gutes zu stiften, versteht oft der Ju- stinct einer Frau besser, als Gesetzgeber mittelst der tiefsinnigsten Stu­dien.

Aber dieser Jnstinct muß durch Erfahrung und Klugheit geregelt werden, und diese Aufgabe hat ein Herr Marbeau übernommen, ein Adjunct der Mairie des ersten Arrondissements und Gründer der ersten '-ri^Iw. Die Vorsicht dieses Mannes hat die Hitze der hilfreichen Vorsteherinnen zu mäßigen gewußt. Diese nämlich, unbekannt mit den Klippen der Wohlthätigkeitöanstalten, wollten Allen ohne Unterschied die Hilfsquelle des Mitleids geöffnet sehen. Aber die Zulassung zur <:rvc>,k muß vor Allem eine Erleichterung der arbeitenden Klasse sein, und nicht etwa dem Laster oder der Trägheit Vorschub leisten. Man hat daher eine sehr kleine Vergütigung, etwa zwanzig bis dreißig Cen­times, von der Mutter verlangt. Doch ist vorgekommen, daß viele rechtschaffene Mütter, aus Mangel an Arbeit, sich außer Stande sa­hen, selbst diese kleine Entschädigung zu zahlen. Was sollte mau thun? Sie von den Wohlthaten der Anstalt unter Berufung auf das Reglement ausschließen, hieße in den Fehler der Wohlthätigkeitö- büreaus verfallen. Andererseits ist es wichtig, das beschränkende Prin- eip der Aufnahme festzuhalten. Man hat daher zu einem ganz ein­fachen Mittel die Zuflucht genommen- dies besteht darin, diesen Frauen Arbeit zu geben. So schließt sich eine gute Idee a» die andere a». Erst gründete man nur eine Krippe für hilfsbedürftige Kinder, und hierdurch sah man sich veranlaßt, eine Werkstätte für arbeitslose Frauen zu eröffnen. Hier kommen sie zusammm und arbeiteil Hemden für den gewöhnlichen pariser Tagelohn. Aber da man sich Huten muß, mit der Industrie zu eoneurriren, s» zieht man von diesem Lohn nur die Summe nb, die zur Erhaltung des Kindes in der Krippe noth­wendig ist. So erhält das Kind seine gute Pflege, die Mutter hat Arbeit, kein Interesse wird verletzt, und die Humanität und Moral sind befriedigt. Uebrigenö dringt sich einem bei Betrachtung dieser Anordnungen noch ein Umstand auf, der gewiß viel zu denken gibt und namentlich auf unsere Zeit ein sehr günstiges Licht wirft. Zur Zeit als der heilige Vincent de Paule die verlassenen Kinder sam­melte, war es etwas so Unerhörtes, sich mit dem Volk zu beschäfti-