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Hamburger Personen und Zustände.
Von Hamburg hatte man lange und hat man zum Theil auch noch jetzt sehr unvollständige Begriffe. Der Zug des deutschen Interesses und der deutschen Oefsentlichkeit ging nicht durch seine Straßen. Man begnügte sich im Allgemeinen damit, Hamburg eine See- und Handelsstadt zu nennen und sich nach diesem Schema oder nach dieser Schablone das Bild weiter auszumalen. Momente der Cultur und Gesellschaft, der Kunst und Literatur wurden nicht an das deutsche Tageslicht gefördert. Wahrend man sich in Hamburg selbst damit begnügte und darüber freute, Alles so vortrefflich als möglich zu haben, und, es bei diesem allgemeinen Ausruf der Selbstgenügsamkeit und Zufriedenheit belassend, sich sorgfältig hütete, die näheren Erörterungen und Beschreibungen, die erklärenden Localschilderungen zu geben, hatte man von außen her wenig Gelegenheit, das Fehlende zu ergänzen. Diejenigen, welche etwas von Hamburg wußten, schwiegen selbstgefällig, und Diejenigen, welche nichts davon wußren, schrieben Oberflächliches und Halbwahres, oft Albernes in den Tag hinein. Reisende Schriftsteller sahen von Hamburg gewöhnlich nichts weiter, als das „Baumhaus" und „Peter Ah- rens," „Peter Ahrens" und das„Baumhaus". Und was sollten sie am Ende in Hamburg auch sehen und suchen, wenn sie den Hafen und das Straßengewühl gesehen hatten? Hat Hamburg großartige Staatsgebäude, berühmte Kathedralen, Glyptotheken, Pinakotheken, Zeughauser? Hamburg hat nur seinen Handel und Wandel, Hamburg stand und steht einseitig da als der großartigste Stapel- und Speditionsplatz für England. Seine Politik, sein Staatslebcn ruht in den alten, kirchlichen Windeln, seine Volksvertreter treten nicht frisch und kraftig, mit dem Feuer der Beredsamkeit für die heiligsten Güter des Lebens, für die Interessen der Gegenwart hervor, sie haben in keiner Kammer für eine ihnen anvertraute Sache einer repräsentirten Klasse des Staates und der Gesellschaft zu sprechen und ihre eigene Ehre öffentlich zu vertreten, sondern sie die-