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Die Berliner Kunstausstellung im Jahre 1844. 3. : Die Landwirtschaft.
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den Stempel des Meisters an der Stirn, wenn es auch nicht der Geist Gottes ist, welcher es beseelt. In den letzten Tagen der Aus­stellung kam noch eine zweite Marine hinzu, welche Gudin ebenfalls in Berlin gemalt zu haben schien, und diese war von der höchsten, wunderbarsten Schönheit. Dem Laien wird es scheinen, als sei der Maler hier aller Farbe aus dem Wege gegangen, als habe er nur grau in grau malen wollen. Aber er bleibe lange vor dem Bilde stehen, er vertiefe sich darin, und er wird gewahren, daß die Farbe sich in seinen Augen verändert und daß sie von der höchsten Feinheit ist. Darm ist Gudin Meister, und da kommt Nichts gegen ihn auf, am allerwenigsten das große Seestück von Krause: Eingang zum Hafen von Ramsgate in Kent, das zwar ganz hübsch gemacht ist, ohne jedoch nur den leisesten Hauch jener künstlerischen Freiheit zu besitzen, welche die beiden Marinen von Gudin beseelt. Kramer, Hildebrantt, MeviuS und Houguet geben eine große Anzahl Mari­nen, welche aber ebenfalls an zu großer Derbheit leiden und in de­nen sich eine andere französische Richtung, nicht die Gudin'ö, welche nicht zu imitiren ist, breit macht. Das beste Jagdstück ist der erlegte Hirsch von Kirchmeier in München, ein sehr vollendetes Bildchen. Nächst diesem kommen die Bilder von Happel. Der Raum gestattet mir nur, das Vorzüglichste zu nennen und ich muß manches Gute übergehen, von dem ich wenigstens die Namen nen­nen will, ehe ich noch ein paar Worte über die hinzugekommenen historischen und Genrebilder sage. Zu den besseren der ausgestellten Landschaften gehören noch die von Frey, Cauwn, Berendson, Etzdorf, Funke, Hostein, Klein, Fiedler, Herrmann, Kramer, Leu, Honing- haus, Normcmn und Seefisch.

Von den nachgekommenen historischen Bildern will ich nur zwei erwähnen, welche zu dem Bedeutendsten der Ausstellung gehören. Erstens Lessing's Heinrich V., dem vom Abte Erminold von Prü- feningen bei einem Gewitter die gastliche Aufnahme im Kloster ver­weigert wird, weil er im Bann ist. Eines fällt an dem Bilde augenblicklich auf, das ist, daß Lessing sich dem Aeußeren seines Gegenstandes mit mehr Liebe hingegeben hat, als bisher, daß er schöner malte, ein vollendeteres Bild gab, obgleich der Gedanke nicht so durchgearbeitet wie früher, ja wohl vom Anfang an verfehlt ist. Die geistliche Macht siegt' und obgleich der Kaiser, der mit sei-