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hingen an hohen Stangen zum Trocknen da und in ihrem Schatten saßen fröhliche Kinder, mit Steinen und Muscheln spielend.
Giovanni verließ den Wagen. Er ahnte, daß dies die Hütte sei, in der seine Eltern einst gelebt, und der Maestro bestätigte es ihm. Bereitwillig ließen die jetzigen Besitzer ihn eintreten und verließen auf seinen Wunsch das Gemach.
Lange saß er schweigend in dem engen, düsteren Raume. Er stellte sich vor, wie Muttersorge hier über seine ersten Jahre gewacht; er gedachte Mariens, die hier mit ihm. jene Sorgfalt gerheilt, und die jetzt mit gleicher Treue für ihre Kinder sorgte. Mit Freuden pachte er an das Glück, das der Schwester geworden, aber um so greller trat ihm sein eigenes Elend vor die Seele. Einsam, schuldbeladen, ohne Hoffnung und müde vom Leben stand er in der Welt.
Da trat der Maestro ein, den er ausgesendet hatte, um zu erfahren, ob noch irgend Jemand von den Seinen lebe.
Er brachte den alten Küster des Dörfchens mit sich und dieser berichtete, was Giovanni bereits wußte. Der Vater war mit dem erhaltenen Gelde wieder in fremde Lande gegangen, wo er gestorben sein sollte; die Mutter hatte er zurückgelassen in Kummer und Sorge, krank vor Gram über den Verlust der Kinder. Der Küster hatte sie wohl gekannt, sagte er, er hatte oft versucht sie zu trösten und sie in ihren letzten Tagen gesehen, wo sie, schon sterbend, noch mit unauslöschlicher Sehnsucht nach ihren Kindern verlangte und sie im Fieberwahn in ihre Arme zu schließen glaubte.
Zum ersten Mal seit Jahren flössen Giovanni's Thränen wieder. Achl er wußte, was ungestillte Sehnsucht sei! Wehmüthig rief er, gegen den Maestro gewendet: O! hättest Du mich hier gelassen! — Deine Habsucht hat die Mutter getödtet und mich vernichtet! Ein Leben voll ungestilltem Sehnen und glänzendem Jammer hast Du mir bereitet, statt mich in Ruhe schuldlos leben und sterben zu lassen, auf der Scholle, die mich werden sah.
Der Maestro lächelte. Recht idyllisch, mein Freund! sagte er, aber die Freuden, die jener glänzende Jammer Dir bot, waren auch nicht zu verachten. Ruhm und Ehre, die Dir geworden; der Reichthum, den Du schon gering achtest, weil Du ihn besitzest; die Liebe, die man Dir weihte — das Alles dankst Du mir. Den plumpen
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