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Schüler Professor Wach's geworden? Nichts. Er ist ein Schüler geblieben. Seine Bilder, La Siesta, italienisches Landvolk bei heran- nahender Prozession, haben nichts Charakteristisches, nur etwas Sentimentales. Ihr größter Vorzug liegt in der Farbe, die wenigstens harmonisch, wenn auch nicht kräftig ist. — Ferner Julius Baumann, der einst durch ein Bild: die Wäscherinnen, großes Aufsehen machte, mit einem größeren Bilde: Neapolitanischer Improvisator, das sich ebenfalls nicht über den einzigen Vorzug hübscher, glat- ter Gesichter erhebt. -- Theobald von Oest: Abendscene am Strande von Jschia, und andere, die ich besser unerwähnt lasse. Vortheilhafter zeichnet sich Pistorius, der sich ebenfalls ganz dem italienischen Leben zugewendet hat. durch ein wahrhast komisches Genrebild: Barbier und Antiquar in einer Person, aus. Ein spitzbubcnähnlich aussehender Barbier hat einen Kunden eingeseift und schon einige Mal geschnitten, als er von einem Schulknaben, der ein Buch kaufen will, unterbrochen wird. Der Arme weiß nicht recht, wie er seinem doppelten Stande zugleich nachkommen soll, aber er hilft sich doch. Er schlingt den rechten Arm um das unglückliche Opfer seines Barbirmessers, das sich kläglich in sein Schicksal ergibt, während er mit der Linken dem Knaben das geforderte Buch hinreicht. Es ist Humor in dem Bilde, nur weiß ich nicht, wie Pistorius zu dieser schwarzen, schmutzigen Farbe kommt, die freilich Andere als kräftiges Colorit loben. Die Kraft des Bildes liegt in der scharf ausgeprägten Situation und in der kecken Pinselführung, nicht in der Farbe. — Eine der gelungensteil Darstellungen wahrhaft italienischen Lebens gibt Edmund Rabe in seiner Straßenscene aus der Lombardei. Hier sehen wir wirkliches Leben, Volksleben. Sagt der Künstler in dem Kataloge auch nur: Landleute aus dem Beronesischen, um einen Guitarrenspieler versammelt, so hat er doch recht gut gefühlt, daß auf einem so großen Marktplatze, wie er ihn uns zeigt, auch Leute sein müssen, die nicht Zeit haben, einen öffentlichen Sänger anzuhören. Die im Katalog genannte Gruppe nimmt die rechte Seite des Bildes ein, während wir auf der Linken einen alten Brunnen sehen, an dem Pferde und Esel von ihren Treibern und Reitern getränkt werden. Die Verbindung der beiden Gruppen geschieht durch die Straße, welche eben von einem Maulthiertreiber mit Weib und Kind passirt wird. Der Maler hat sich von dem
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