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gutmüthige Flauheit, die aus Schonung für Einzelne die Reform des GanzenZ immer ge"" hinausschiebt, ist eine böse Krankheit. Joseph II. dieser edle Märtyrer radicaler Energie, hat in seiner Todesstunde sei-, nem unwürdigen Reiche geflucht, weil es ihm die Dornenkrone um das großgestnnte Haupt geflochten hat. Fast scheint es so. Denn die Erinnerung an sein tragisches Schicksal scheint bei jedem nothwendig werdenden Schritt den Lenkern Oesterreichs ein momento mori zuzurufen und sie zurückzuschrecken. Doppelt und dreifach muß man daher das Verdienst der Hofkammer (welche bekanntlich ministvi-o <i«8 tiim»"!» und mi»i«lizre cles trilv.mx pudlics ist) anerkennen, deren Wirksamkeit und Geist im Vergleich mit dem Uebrigen um fünfundzwanzig Jahre voraus ist. Man mag die Finanzpolitik des Baron Kübeck, von welchem Gesichtspunkt man will, kritisiren: eine große und in Oesterreich seltene Eigenschaft wird Feind und Freund an ihm verehren, einen festen, moralischen Willen, Energie! Diese Eigenschaft ist es, was den jüngsten Namen unter den österreichischen Staatsmännern so schnell populär gemacht hat. — Die Eröffnung der Eisenbahn von Wien nach Grätz, welche vor acht Tagen stattfand, hat wieder die öffentliche Stimme aufgeregt und die Blicke hingelenkt auf die unendlichen Vortheile, welche das Gesetz über den Bau der Staatseisenbahnen uns bringen muß. Die ofsicielle Einweihungsfahrt selbst ist etwas zu sehr im Zopfstyl ausgefallen. Man hat ein Nationalfest zu einem Beamtenfest heruntergeschraubt. Die eingeladenen Gäste hatten sämmtlich in acht Waggons Platz. Dafür war es auch lauter Elite. Viele Corporationen, die man in anderen "Staaten in der ersten Reihe bei solchen Feierlichkeiten siguriren sieht, waren hier ausgeschlossen, so z.B. die Universität. Was sollte auch diese hier? Die Universitäten Oesterreichs fahren noch mit der Klepperpost hinter anderen drein. Was sollte man sie an den Fortschritt erinnern?—Auch die steifleinene Rangordnung, die bei dieser Erössnungsfahrt stattgefunden, wurde viel kritisirt. Die Plätze waren numerirt, so daß ja nichteinj einfachcrMandarinenknopf einemzweiknöpsigen Mandarinen zwischen die Beine gerathen konnre. Das Merkwürdigste und Widersinnigste war jedoch, daß bei der Tafel mit keinem einzigen Toaste des ManneS gedacht wurde, der einer der Haupturheber dieses Festes und unserer Eisenbahnen überhaupt ist: ich meine des Barons Küb eck. Nach den Toasten auf den Kaiser und das Kaiserhaus, auf die Stände Steiermarks und aus den Erzherzog Johann fand Keiner ein Wort dankbarer Erinnerung an den Staatsmann, der mit solcher Energie den ganzen Bau eingeleitet und überwacht. Ich weiß nicht, wer das unsinnige Gerücht verbreitet hatte, ein solcher Toast würde nicht gerne gehört werden, aber es war hinreichend, um selbst die unabhängigen Männer, die bei dem Feste zugegen waren, davon abzuhalten. Vergebens forderten einige Anwesende den Baron Sina auf, dem es ge-