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Ein Besuch bei Linné.
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Upsala festgesetzt.. Auf den folgenden war die Rückreise nach Stock­holm und von da nach Danzig und Königsberg bestimmt. Zwar hatte mein bisheriger Reisegefährte G. mich bewegen wollen, mit Upsala mich nicht zu begnügen, sondern weiter hinauf nach Norden zu reisen. Mit einer seltenen Beredsamkeit hatte er sein geliebtes Island geschildert und hinzugefügt, wenn ich nicht dorthin wollte oder konnte, so müßte ich doch wenigstens in Schweden noch mehrere Grade nach Norden hinauf, um die Natur auch in ihrer furchtbaren Erhabenheit und in ihrem GrauS kennen zu lernen. M. drang eben­falls, wenn gleich nicht mit solchem Feuer, wie der Sohn des vul­kanischen Eilandes, doch aber trotz aller seiner sonstigen Sanftmuth recht sehr in mich, dem Rathe zu folgen und wenigstens sein Lieb­lingsland Dalekarlien zu durchwandern. Allein ich wollte nun ein­mal meinem Reiseplan treu bleiben. Ich glaubte mich mit dem bis­her Gesehenen begnügen zu lohnen, war glücklich genug, schon so viel Nomantik zu Wasser und zu Lande, im Dampfer und zu Fuß erfahren zu haben, und bangte nach der Heimath. Kurz, es blieb dabei. Upsala sollte der nördlichste Punkt sein, und die Rückreise war für morgen festgesetzt. Auf den heutigen Tag aber hatte ich noch Vieles verschoben, was nun um so schneller absolvirt werden sollte, namentlich der Ausflug in die berühmten Umgebungen der Stadt.

Der Vormittag ward zu einer Fahrt nach Gamla Upsala be­stimmt, dem alten Hauptsitze dcö nordischen Götzendienstes. Hier stand schon vor mehr als zweitausend Jahren der prachtvolle Tempel mit dem nun verschwundenen Hain; hier residirte der Oberpriester, der zugleich Oberkönig war. Ein Theil jenes Götzentempels ist noch in den Mauern der heutigen Kirche vorhanden. Herum liegen die berühmten Upsala-Hogar, die Grabstätten der Altvordern. Von ih­nen zogen besonders drei steile Niesenhügel meine Aufmerksamkeit auf sich, unter denen nach der Sage die drei nordischen Hauptgottheiten, Thor, Odin und Freya, begraben liegen. Nach gewöhnlicher Sitte der Reisenden wurde aus den drei Hügeln antiker Meth getrunken. Der Isländer feierte mit einem Eddaischen Trinkspruch den Gott Odin; der Wärmländer rief in schwedischer Sprache dem Donner­gott Thor ein kräftiges Godthor zu; und der Smaländer mußte mit einem altdeutschen Minneliede die LiebcSgöttin Freya hoch leben