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Ein Besuch bei Linné.
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Cin Besuch beiLinnv.

Das nördlichste Ziel meiner Reise war glücklich erreicht. Nach­dem in der unvergleichlich schönen Felsenstadt am dunkelblauen- lar meine Sehnsucht nach dem Herzen Schwedens gestillt und zuletzt noch der Geburtstag meines geliebten Königs gefeiert war, nachdem ich hierauf in Sigtuna, der alten Residenz des Götterkönigs Odin, die ältesten Ucberreste der berühmten Heidenzeit, die Ruinen ihrer Tempel besucht und in ihnen von den Tagen der Vorzeit und dem jugendlichen Walhalla geschwärmt hatte: war ich iu Gesellschaft eines sehr gebildeten und lebendigen isländischen Doctors G. an einem schönen Sommerabende in der ehrwürdigen Universitätsstadt Upsala eingetroffen.

Diese Stadt gewährt dem Reisenden ein vielseitiges Interesse. Ich war froh, in einem sehr gemüthlichen, liebenswürdigen jungen Manne, Professor M. aus Wärmaland, einen freundlichen und höchst gebildeten Führer zu finden, welcher unermüdlich war, mir die Schätze der Stadt zu zeigen und mich mit einigen Einwohnern, namentlich mit Professoren bekannt zu machen, unter denen besonders der be­rühmte Dichter und Historiker Geyer und der bekannte Botaniker Afzelius, der letzte Schüler Linn^'s, einen sehr wohlthätigen Ein­druck auf mich machten.

Von allen sonstigen Schätzen der Stadt hatte das älteste und berühmteste Denkmal der deutschen Literatur, das Original des Ulfi- laS, mich im höchsten Grade interessirt. Dies wäre schon allein im Stande gewesen, so hoch nach Norden eine Reise zu lenken, zumal für denjenigen, dem deutsche Sprache und Sprachforschung am Her­zen liegt. Es hatte also Mfilas bereits mehr Zeit in Anspruch genommen, als ich früher gedacht; und so war, unerwartet schnell, der letzte Tag herangekommen, den ich mir für den Aufenthalt in

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