Die Familie Mantini.
Ein Lebensbild aus der neuesten Zeit.
Von - -
Frau von W. '
Erste Abtheilung.
Die Fürstin Mantini saß in ihrem Zimmer am Schreibtisch; es war um die Mittagsstunde. Ihre ganze Umgebung trug eine fast überladene Pracht zur Schau, die das Auge mehr blendete, als ihm wohlthat und selbst der Eigenthümern fast aufgedrungen schien, denn ein größeres Wohlgefallen daran hätte wohl mehr Sorgfalt auf die Anordnung des Ganzen verwendet, welches ziemlich chaotisch durch einander stand; feiner Geschmack wenigstens machte sich nirgends geltend. Da waren Massen von Vergoldungen an den Wänden und dem Mobiliar, Spiegel an Spiegel, Gemälde — und mitunter herrliche Originale — aber in unvortheilhaftester Beleuchtung bis an den Plafond hinauf, von welchem wiederum schwere Kronleuchter herabhingen. Kostbare Uhren, die mit jedem Schlag das Ohr durch irgend eine Melodie belästigten; Postamente mit Bildhauerarbeit, Vasen, künstliche und natürliche Blumen, Teppiche, Marmortische, reich gestickte Ottomanen und Sessel, und was der Lurus noch mehr auf dem kleinen Punkt zusammengeschaart hatte. Die Besitzerin all dieser Herrlichkeiten war dagegen in ein ganz einfaches, weißes Negligv gehüllt und schien bei ihrer Arbeit, die zugleich Kopf und Hand beschäftigte, sehr von der drückenden Wärme, die im Zimmer herrschte, belästigt, denn sie wehte sich häufig dabei mit einem goldgestickten Fächer, der neben ihr lag, Kühlung zu. Unstreitig mochte wohl ihr anormales Embonpoint viel zu ihrer Erhitzung beitragen;
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