22Z
Erecutivnsgebühren, öffentlich verkauft wurde. Wenn sich zwar auch, was freilich nicht immer der Fall, — zuweilen wurden dergleichen Stellen auf Subhastativnswege für wenige Thaler erstanden! — ein ziemlicher Käufer fand, für den ersten Anbauer hatte dieses gar keinen Nutzen. Für's Erste hatte die Gutsherrschaft zumeist zehn Procent von jedem Verkauf für sich vorbehalten; dann waren aber auch Kosten entstanden, und das Gericht machte sich und den Gerichtsherrn vor allen Andern bezahlt, und der frühere Besitzer ging ganz leer, oft noch mit Schulden belastet aus. Ein solcher, um alle seine Ersparnisse und um den Lohn mehrjähriger, sehr schwerer Arbeit gekommener Mann aber ist, wie leicht einzusehen, durch und durch ruinirt, und für ihn fast keine Möglichkeit mehr vorhanden, je wieder auf einen grünen Zweig zu kommen.
Diese trostlose Gewißheit hatte oft zur Folge, daß der von Hause aus fleißige, nüchterne Arbeiter, der sehr genügsam bei seinen spärlich zugezählten Kartoffeln mit stark gewässerter Buttermilch gelebt, plötzlich faul und liederlich wurde. Daß bei Vielen, die schon gleich von vornherein mit einem gewissen Leichtsinn in den Hausstand, der ihnen so gar leicht vorgemalt war, traten, diese Metamorphose noch schneller vorkam, wird Jeder natürlich finden; um so mehr, als auch im Gebirge die Schulbildung sehr vernachlässigt ist, und jeder halbwüchsige Bursche auch gewöhnlich schon sein „Mädel" hat, was zumeist dem steten Zusammenleben und Arbeiten in engen Räumen zuzuschreiben sein mag. Auch ist der Mangel an Schulunterricht in den localen und Familienvcrhältnissen zu suchen, und kann der sehr sorgfältigen Regierung hierbei gewiß Nichts zur Last gelegt werden. Die Schulen sind wohl nirgends besser organisirt, als in Preußen, dennoch haben mehrere Gebirgsdörfer, namentlich in den neuen Colo- nien, zusammen nur Einen Schullehrer. So ist es manchmal beim besten Willen durch den ganzen Winter den Eltern nicht möglich, die Kinder in die Schule zu schicken, da sie dieselben ohnedies zu Hause bei der Arbeit brauchen. Es ist nämlich nichts Seltenes hier, Kinder von sechs Jahren schon mit Spulen beschäftigt und überhaupt anstrengend zur Arbeit angehalten zu sehen. Ob ich hier die Wahrheit gesagt, dürfte bald an Ort und Stelle in den neuen Kolonien zu erkennen sein. Wie wenig Häuser befinden sich da im Besitz der er-